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Gelobt sei der Herr, der uns mit seinem Segen so reich beschenkt hat! Wir schreiben Jahr 1124 nach Geburt unseres Erlösers Jesus Christus. Endlich ist wieder Ruhe eingetreten in die brüderliche Gemeinschaft der Benediktinermönche zu Rastede. Ich, Simon, demütiger Diener Gottes und neuer Abt des Klosters werde alles daransetzen, unsere Abtei zu einem Ort höchster Frömmigkeit und Gelehrsamkeit zu machen. Wichtige Voraussetzungen dafür bilden natürlich die Einkünfte des Klosters. Deshalb bin ich sehr froh darüber, dass uns der Heilige Vater in Rom, Papst Calixtus, die Schenkungen des Grafen Huno und seiner Gemahlin Willna, die sie vor gut 30 Jahren anlässlich der Stiftung unseres Klosters vornahmen, nun in einem Schreiben bestätigt hat. Viele Höfe und Ländereien vom Westfälischen bis an die Elbe gehören zu unserem Besitz, was mich getrost in die Zukunft schauen lässt. Besonders wichtig sind für uns jedoch die Höfe in der Umgebung. Da gibt es so einige direkt hier im heimischen Ammergau, aber auch einige im benachbarten Gebiet der Rüstringer Friesen. Da fällt mir zum Beispiel ein Weiler ein, nur wenige Meilen nördlich von hier, der „Curiae Varlae“ genannt wird…

Die erste Erwähnung des Namens Varel erfolgt zwar in einer päpstlichen Urkunde des Jahres 1124. Da sie jedoch eine Schenkung aus dem Jahr 1091 bestätigt, wird die kleine Ansiedlung selbst noch ein Stück weit älter sein. Wie alt genau, ist allerdings nicht zu klären.
Wichtiger ist vielleicht auch vielmehr, dass Varel recht schnell „Karriere“ macht. Noch im 12. Jhd. entsteht hier ein Kirchenbau, der nur wenig später für ein ganzes Viertel des damals großen friesischen Gaus Rüstringen zuständig ist.
Die geographischen Gegebenheiten waren damals noch ganz andere als heute, denn Varel lag weit umgeben von Geest, Marsch und Moor. Die Nordsee lag weit entfernt, denn der Jadebusen existierte noch nicht. Erst nachdem seit dem 12. Jahrhundert eine Reihe von verheerenden Flutkatastrophen die Küstenregionen der Nordsee heimgesucht hatten, waren große Teile Alt-Rüstringens im Meer versunken, womit die Vareler Kirche schließlich ihre zentrale Stellung einbüßte. Trotzdem blieb der Ort bedeutend. Entsprechend entstand hier ein friesischer Häuptlingssitz mit einem Steinhaus ganz in der Nähe des alten wehrhaften Kirchenbaus.