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Tief zwischen den Gehölzen des Rasteder Schlossparks liegt die „Wolfsschlucht“!
Aber keine Sorge, Sie werden dort höchstwahrscheinlich keinerlei unheimliche Begegnung zu befürchten haben.
Die dramatische Bezeichnung „Wolfsschlucht“ beschreibt nämlich nur ein beschauliches, tief eingeschnittenes Tal am Nordrand des Parks, das von einem namenlosen schmalen Bachlauf durchflossen wird, der früher als „Mühlenbäke“ bezeichnet wurde.
Dieser Bach speiste über viele Jahrhunderte zusammen mit der „Hankhauser Bäke“ den Mühlenteich, der auf dem Gelände der heutigen Badeanstalt lag und dessen Wasser bereits im Mittelalter das Mühlrad der Hankhauser Wassermühle antrieb.
Nach mündlicher Überlieferung leitet sich der Name der Schlucht von einer düsteren Szene aus der Oper „Der Freischütz“ von Carl Maria von Weber ab: In der unheimlichen „Wolfsschlucht“ werden die sog. „Freikugeln“ gegossen, die niemals fehlgehen. Wen die letzte trifft, der verliert seine Seele an den Teufel. 1821 uraufgeführt, erlangte die Oper schnell große Popularität, da sie sehr dem damaligen romantischen Zeitgeist entsprach.
Der Vater Carl Maria von Webers war seinerzeit Kapellmeister der großherzoglichen Residenz in Eutin gewesen und hatte als solcher auch enge Verbindungen zum Hause Oldenburg. Vielleicht lässt sich die Namensfindung dieser Rasteder Landmarke daher tatsächlich auf die Webersche Oper zurückführen. So oder so passte eine „Wolfsschlucht“ im Gelände selbstverständlich ganz wunderbar zur romantischen Attitüde jener Zeit.
Das Tal endet etwa in Höhe der Heimvolkshochschule in einer großen, feuchten Waldwiese. An ihrer Nordseite steht eine imposante Baumgruppe, zwei Pyramideneichen neben einer stattlichen Hängebuche. Ursprünglich gehörte auch noch eine Thuja dazu. Zusammen ergaben sie eine Art von Bepflanzung, wie sie um 1870 in Parkanlagen sehr beliebt war.
Ein Spaziergang durch die Wolfsschlucht ist übrigens besonders im Frühjahr reizvoll, denn dann ist fast das gesamte Tal von der weißen Blütenpracht der Buschwindröschen bedeckt.