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Ein ganz ursprüngliches Stück Bramsche trägt die Bezeichnung „Brückenort“, die seine Lage von alters her sehr präzise beschreibt. Sein Straßenverlauf bildet zusammen mit der Kuh- und der Münsterstraße rund um die mittig gelegene St. Martin Kirche ein Dreieck, das den alten Siedlungskern der Stadt Bramsche umreißt. Diese Straßen sind gleichzeitig Teilabschnitte der großen Heer- und Überlandstraßen, die von hier aus vielleicht schon in vorgeschichtlicher Zeit Richtung Westfalen und Nordsee führten bzw. über die Hase hinweg Richtung Harz.
Bereits für das Jahr 1354 existiert eine Urkunde, die ein Haus „by der Brüggen“ erwähnt. Spätestens zu dieser Zeit gab es also schon eine feste Brücke über die Hase, die allerdings noch keinesfalls aus Stein war, und es gab eine Bebauung an der Straße, die man sich aber noch nicht durchgängig vorstellen darf.
Obwohl Bramsche am Knotenpunkt mehrerer Fernstraßen günstig gelegen war, erhielt es während des Mittelalters keine Stadtrechte. Bramsche wurde nie Residenzort und vielleicht lag das herrschaftliche Osnabrück in allzu großer Nähe und wollte sich selbst keine unnötige Konkurrenz in direkter Nachbarschaft schaffen. Dennoch profitierte der Ort von seiner Lage. Im 16. Jahrhundert war die Produktion von Wolltuchen mittlerweile so bedeutsam, dass eine Zunft gegründet wurde, bezeichnenderweise aber eine, die nicht nur die Wollweber einschloss, sondern die Schneider und Kaufleute des Ortes gleich mit. Und das kann nur eines bedeuten, nämlich dass die drei sich ein Geschäftsfeld teilten: Die Weber stellten das Tuch her, die Schneider verarbeiteten es und die Kaufleute vertrieben es.
Auch später ist neben den Tuchmachern der Kaufmannsstand in Bramsche der bedeutendste geblieben. Und das zeigt sich auch am Brückenort, denn hier entstand so etwas wie ein regelrechtes Kaufmannsviertel.
Die Häuser an dieser Straße und die Gestaltung ihrer Fassaden zeugen bis heute vielfach vom Wohlstand und vom Geschäftssinn ihrer Erbauer.

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