Hilter Gelb geht um die Welt!

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Willkommen zurück auf dem Gersberg und unserem Wasserturm!

Wenden wir uns nun der Südseite zu: Hier blicken wir auf die Nordflanke des Teutoburger Waldes. Im Sichtfeld liegen von links nach rechts die Borgloher Egge, der Hülsberg und der Spannbrink. Am Hülsberg wurde früher der berühmte Hilteraner Ocker abgebaut, ein Farbpigment, das sich in den Spalten von Sandstein ansammelt. Es wurden Hunderte von Tonnen des Farbstoffes gefördert und sogar bis in die USA exportiert, so dass es durchaus nicht unberechtigt hieß „Hilter-Gelb geht um die Welt“. Nach einigen Unterbrechungen war 1924 jedoch endgültig Schluss damit, zumal immer mehr synthetische Farbstoffe auf den Markt drängten.

Bedeutender als der Ockerabbau war rund um Borgloh allemal die Kohlegewinnung, die bis ins 15. Jh. zurückgeht. Der 1856 gegründete Georgs-Marien-Bergwerks- und Hüttenverein erwarb die Rechte am ergiebigen Kohlefeld auf dem Limberg südwestlich von hier. Dadurch sollte die Energieversorgung des in der Nachbarschaft neu geplanten Stahlwerks gesichert werden. Ende des 19. Jhds. wurde jedoch der Kohleabbau vor Ort eingestellt, nachdem durch Wassereinbrüche und die ungünstige Lage der Kohleflöze die Schürfbedingungen immer schlechter wurden. Als Ersatz wurde für die Stahlhütte preiswerte Kohle aus dem Ruhrgebiet mit der Eisenbahn herangefahren.

Der Limberg steht aber nicht nur für den Kohlebergbau , sondern auch für ein Kuriosum, das im Jahre 1910 passierte: Bei schlechtem Wetter blieb hier ein Zeppelin an den bewaldeten Höhen des Teutoburger Waldes hängen. Zu Schaden kam dabei seinerzeit niemand.

Ein klein wenig weiter rechts, im Westen, erhebt sich der Iburger Wald mit dem 331 Meter hohen Dörenberg, der höchsten Erhebung des westlichen Teutoburger Waldes und der ganzen Region. Übrigens gibt es auch dort einen Aussichtsturm. Von ihm aus erschließt sich der Blick auf Georgsmarienhütte und seine Ortsteile und selbstverständlich auf das Stahlwerk, für das hier einst bei Borgloh die Kohle abgebaut wurde.

"Ein tropisches Strandparadies für Dinosaurier"

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Grüazi miteinand! Willkommen in der Borgloher Schwiez! Wir Eidgenossen haben diese Gegend so inspiriert, dass selbst die Berge schwiezerisch sind. Sie sind nämlich so durchlöchert wie ein Schwiezer Kas!

Von wegen Eidgenossen! Wir sind hier natürlich mitten im Osnabrücker Land. Dass die Umgebung hier Borgloher Schweiz genannt wird, ist allerdings wahr – und auch, dass die Berge ziemlich durchlöchert sind, aber eins nach dem anderen.

Zunächst einmal stellen wir fest, dass wir uns nicht auf einem gängigen Aussichtsturm befinden, sondern auf einem Wasserturm, der Wellendorf und Borgloh, zwei Dörfer der Gemeinde Hilter, mit Trinkwasser versorgt. Um einen angemessenen Wasserdruck für die angeschlossenen Haushalte zu gewährleisten, hat man die höchste Erhebung des Umlandes für den Bau des Turmes ausgewählt, den 188 m hohen Gersberg. Er besteht aus Sandstein und war zu Beginn der Kreidezeit Teil eines tropischen Strandparadieses. Die Touristen, die ihn damals besuchten, waren allerdings etwas größer als heute. Auf dem Acker, der in westlicher Richtung fast an den Turm heranreicht, wurde vor einigen Jahren der Fußabdruck eines Dinosauriers gefunden, eines Iguanodon. Ein Bursche von 8 m Länge und viereinhalb Tonnen Gewicht. Wenn er sich vom Fuß des Turmes aus zu Ihnen in die Höhe reckt, kommt er schon fast halb zu Ihnen hinauf. Aber keine Sorge, der will nur spielen, fressen tut er nämlich nur Pflanzen.

Andere der umliegenden Erhebungen bieten Sand- oder Tonsteine und in einigen gibt es Überreste urzeitlicher Tropenwälder – und zwar in Form von Steinkohle. So erklärt sich auch, warum einige der Höhen durchlöchert sind wie der berühmte Schweizer Käse: Unter Tage wurde hier über Jahrhunderte hinweg das „Schwarze Gold“ abgebaut.

Orientieren wir uns kurz: Norden ist die Seite, von der aus wir den Turm betreten haben. In dieser Richtung sehen Sie nicht weit entfernt das bewaldete Bissendorfer Hügelland, durch das sich die A30 zwischen Osnabrück und Hannover schlängelt. Erst in größerer Entfernung ist das Wiehengebirge zu erkennen, der nördlichste Rand der deutschen Mittelgebirge.

Wenden wir uns weiter nach rechts, nach Osten. Knapp über die Baumwipfel hinweg sehen Sie auf der Kuppe einer Anhöhe die Ortschaft Borgloh mit seiner Sankt Pankratius Kirche. Dieses uralte Dorf hat eine interessante Geschichte. Es entstand schon zur Karolingerzeit als Meyerhof, der wohl aber um das Jahr 1200 abbrannte. Die meisten Bewohner zogen daraufhin die Höhe hinauf in den Schutz des sog. Barbarossaturmes zum heutigen Standort und gründeten dort ihr Dorf neu.

Weit jenseits von Borgloh können Sie, wenn die Sicht heute besonders gut ist, bis zur Porta Westfalica sehen und sogar die Umrisse des Kaiser-Wilhelm-Denkmals erkennen.