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Wenn Sie rund um Lindern unterwegs sind, dann sollten Sie besonders wachsam sein, wenn währenddessen die Sonne untergeht. Denn dann beginnt die Zeit von Geistern, Spuk und zwiespältigem Gesindel.
Man erzählt sich zum Beispiel, dass nachts am Straßenrand Richtung Werlte eine geisterhafte Frau sitzt. Sie hält ein Kind auf dem Arm und jammert zum Gotterbarmen. Es muss eine furchtbare Geschichte hinter diesem Spuk stecken, und vielleicht harrt die Frau bereits seit langer Zeit ihrer Erlösung.
Andere wollen eine Geisterfrau mit einem Spinnrad gesehen haben. Ihre Gestalt ist unheimlich und gänzlich schwarz. Wenn man an ihr vorbeigeht, wird einem ganz unwohl zumute. Es ist, als würde sie einem ein Stück an Zeit oder Erinnerung stehlen, denn man hat ganz plötzlich das Gefühl, eine ganze Strecke weit fortgerückt zu sein, ohne dass einem die Bewegung zu Bewusstsein gekommen wäre.
Wieder andere wollen erlebt haben, dass ihnen vom düsteren Straßenrand her etwas Unheimliches hinten in den Wagen gesprungen ist. Alle Mitfahrenden wurden von Grauen gepackt, bis die Lichter der Ortschaft langsam näher rückten und die Furcht verblasste.
Und wenn es kein Geist war, der an der Straße lauerte, war es vielleicht ein Räuber. Vor Zeiten trieb hier nämlich ein gefürchteter Räuberhauptmann sein Unwesen. Er hieß Ferdinand und führte eine Bande von 12 ruchlosen Gesellen an. Nicht weit von hier Richtung Lorup soll er in einem Schafkoven seinen Unterschlupf gehabt haben. Er konnte sich dort vollkommen sicher fühlen, denn er ließ seinen Bau von einer Schar Krähen bewachen. Er fütterte sie gut, so dass sie immer in der Nähe des Schafkovens blieben. Und wenn sich einmal jemand Fremdes näherte, dann stoben sie flatternd und krächzend in die Höhe, so dass er immer rechtzeitig gewarnt war. Ferdinand machte die gesamte Gegend zwischen Lorup, Lindern, Weerlte und Vrees unsicher, und wahrscheinlich noch weit darüber hinaus. Viele Leute suchten sich von ihm loszukaufen. Nachdem sie eine Summe Geldes ausgelegt hatten, blieben ihr Leben und ihr Besitztum ungeschoren. Wurden sie draußen von den Gesellen angefallen, so brauchten sie nur die Losung zu sagen, die ihnen zugestellt worden war, und sie wurden freigelassen. Aber wehe, man kannte die Losung nicht oder man hatte sich versagt, diese zu kaufen…
Über Lindern gibt es übrigens noch viele andere Geschichten, zum Beispiel vom Spuk an den hiesigen Hünengräbern oder dass nicht weit von hier ein wahrhaftiger Riese wohnte. Daher kann ich Ihnen versichern, dass es keineswegs geprahlt ist, wenn es heißt: Lindern ist einfach sagenhaft!