Meurer
Nun sehen Sie sich das an! Ist das nicht ein wunderschönes Haus?! Da könnte man regelrecht neidisch, ja ein richtiger Neidhammel werden! Tja, nicht umsonst heißt dieses Schmuckstück von einem Haus tatsächlich das „Neidhammelhaus“!
Das 16. Jhd. war für Hornburg eine echte Blütezeit. Und dieses „Neidhammelhaus“ mit seiner reichgeschnitzten Renaissance-Fassade ist nichts anderes als der architektonische Inbegriff dieser Blüte. Es stammt aus dem Jahr 1563. Bauherr war der damalige Stadtkämmerer Valentin Mitgau, ein offenkundig sehr wohlhabender Herr. Was dieses Haus so besonders macht, sind natürlich die vielen Schmuckelemente der reich beschnitzten Fassade.
Sobald man vom Gesamteindruck ins Detail geht, bleibt der Blick zunächst beim ersten Oberschoss haften. Zuunterst sehen Sie dort als erstes die Spruchschwelle. Dem Stil der Zeit entsprechend ist sie mit einem biblischen Spruch versehen, der hier auf das 1. Kapitel aus dem Buch Jesus Sirach verweist: „Gottesfurcht ist die Weisheit, die reich macht und alles Gut mit sich bringt. Sie erfüllt das Haus mit ihrer Gabe und alle Gemächer mit ihrem Schatz“. Hier findet sich in deutlicher Weise ein Motiv, was im Grunde für alle Schmuckelemente einer solchen Fassade gilt. Sie bedienen nicht nur das ästhetische Empfinden, sondern sagen etwas darüber aus, was man sich von einem Leben in diesem Haus erhofft. Der zitierte Spruch spiegelt zum Beispiel die Hoffnung auf ein gütliches Auskommen. Andere Häuser in Hornburg sind beispielsweise mit einem Storch verziert, da geht es um die Familienplanung. Andere zeigen wiederum Teufelsmasken, die das Böse abhalten sollen.
In einem ähnlichen Zusammenhang ist am Neidhammelhaus der sog. „Neidkopf“ zu verstehen. Er zeigt sich, die Zunge weit herausstreckend, ganz am linken Rand der Spruchschwelle. Er ist zum Namensgeber dieses Hauses geworden. Die Spitze der Zunge ist abgebrochen, vielleicht war dort einmal ein Schlangenkopf zu sehen, womit der Neid als etwas Dämonisches gekennzeichnet wäre. Etwas rechts davon ist im Rosettenfries, der über der Spruchschwelle prangt, das Motiv noch einmal aufgenommen. Offenbar war dem Bauherrn die Abwehr des Neides ein ganz zentrales Anliegen! Weitere Symbole innerhalb der Rosetten sind der Baum des Lebens, der auf das Paradies verweist, oder die Lilie, ein Symbol, aus dem Zusammenhang der Marienverehrung.
Auf den zwischen den Fenstern befindlichen Ständerbalken sind vor allem Rankenmotive zu sehen, die auf den Hopfen verweisen, der die Grundlage für den damaligen Wohlstand bildete. Einer der Balken, nämlich der oberhalb der heutigen Eingangstür, links neben der Regenrinne hat noch eine Besonderheit. Er trägt das Wappen des Bauherrn Valentin Mitgau: den Lebensbaum und ein Herz, das vom Pfeil Amors durchbohrt ist.
Eigentlich ist es ein Wunder, dass das Neidhammelhaus heute in Hornburg zu bestaunen ist. In den 70er Jahren des 20. Jhds. war es nämlich abgebrannt. Der Feuerwehr war es jedoch glücklicherweise gelungen, wenigstens die Fassade zu retten. Auf diese Weise konnte das Haus mit Hilfe öffentlicher Zuschüsse, aber vor allem durch das große private Engagement vieler Hornburgerinnen und Hornburger 1996 wiedererrichtet werden.