Henning Meyer
Seid willkommen, ihr edlen Frauen und Männer, auf Burg Hornburg. Bosso von der Asseburg ist mein Name. Ich bin der Herr dieser Burg und stehe dieser Tage in Diensten des hochwohlgeborenen Bischofs von Halberstadt.
Gar altehrwürdig ist diese Burg, reicht ihre Historia doch zurück bis in die Zeiten des großen Kaisers Otto, als die Ungarn in den hiesigen Gefilden noch ihr Unwesen trieben. Zunächst mag sie nur als Fluchtburg für die Einwohner des Umlandes gedient haben. Später wurde sie jedoch Grenzfeste der mächtigen Bischöfe von Halberstadt und als solche ausgebaut mit Palas und Bergfried. Jaja! So manchen Sturm hat sie in all den Jahrhunderten überstehen müssen. Kaiser Heinrich V. hat sie im Zorn über den Verrat seiner sächsischen Vasallen erobert. Und als Kaiser Friedrich Barbarossa mit seinem Vetter Heinrich dem Löwen in Fehde lag, wurde sie gleich zweimal zerstört. Doch günstig gelegen, wie sie war, wurde sie immer wieder aufgebaut
Vor wenigen Jahren erst, ich kann mich gut erinnern, im Jahre des Herrn 1430, da wurde die Burg während des Bruderkrieges der beiden Braunschweiger Herzöge heftig berannt und nahm dabei schweren Schaden. Um ein Derartiges in Zukunft zu vermeiden hat mein bischöflicher Lehnsherr nur wenig später dafür gesorgt, dass die Burg noch einmal ausgebaut wurde. Wie jeder nun sehen kann, ist meine Hornburg eine wahrhaft starke Festung, zu deren Füßen inzwischen eine veritable Ortschaft gewachsen ist. Nun hat sie ganze sieben Ecktürme, den Bergfried und drei Ringmauern. Da soll schon einiges an Söldnern und Geschützen nötig sein, um diese Veste zu erstürmen! Auch hat es kürzlich unter den Einwohnern des hiesigen Fleckens das Bestreben gegeben, eine Bruderschaft zu gründen zur gegenseitigen geistlichen Erbauung, wie auch um sich gemeinsam des Schießens zu befleißigen. Alljährlich nun wird ausgelobt, wer denn der beste Schütze im Orte sei, indem auf einen kunstfertig hergestellten Vogel geschossen wird. In der Tat kann ich für die Verteidigung von Burg und Flecken viele tüchtige Schützen brauchen! Daher musste man mich nicht lange bitten, der löblichen Vereinigung meinen Segen zu erteilen. So ist denn alles wohlbestellt, will ich wohl meinen!
Noch einmal hatte sich die Hornburg zu bewähren, und zwar im 30-jährigen Krieg. Doch mittlerweile war das Zeitalter der Höhenburgen vorbei, so dass sie sowohl von kaiserlichen als auch von schwedischen Einheiten gleich mehrfach erobert werden konnte. Den Schlusspunkt setzte der schwedische General Hans Christoph von Königsmarck, der die Burg 1645 sturmreif schießen ließ, um sie nach der Eroberung zu schleifen.
Erst 1922 nachdem das Areal der Burg in Privatbesitz übergegangen war, wurden Palas und Bergfried in Nachbildung der alten Burgsilhouette wiederaufgebaut. Das Innere besteht dagegen aus einem privaten Wohnbereich und ist deshalb auch nicht zur Besichtigung freigegeben.