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Das Palais in Rastede hat etwas wahrhaft Märchenhaftes. Es ist nämlich ein Landhaus, in dem einst ein Mädchen wohnte, das einmal eine echte Königin werden sollte.
Jetzt sagen Sie bloß, Sie glauben nicht an Märchen! Na, dann erzähle ich Ihnen einmal etwas!

Ursprünglich ist dieses Bauwerk einmal ein rustikales Landhaus gewesen, das sich im Besitz eines Grafen von Schmettau befunden hat, einem Höfling des hochwohlgeborenen Herzogs Peter Friedrich Ludwig von Oldenburg. Warum er sich gerade hier niederließ, liegt auf der Hand. Von hier aus hatte er nämlich einen direkten Blick auf die Sommerresidenz seines Dienstherrn und - bei Abwesenheit seines Herzogs - auch auf dessen Söhne, die bei einer solchen Gelegenheit nämlich seiner Obhut unterstellt waren.
Die beiden Söhne des Herzogs wurden jedoch schließlich erwachsen, und als sie selber daran gingen, eine Familie zu gründen, fehlte es im herzoglichen Schloss zunehmend an Platz.
1822 kaufte deshalb der Großherzog das Schmettausche Haus für seinen Sohn, den Erbprinzen Paul Friedrich August und dessen Familie, zu der auch eine Prinzessin namens Amalie gehörte. Sie fühlte sich hier übrigens sehr wohl, denn auch später noch sprach und schrieb sie immer wieder von ihrem „lieben Rastedt“. 1836 ist Amalie nach Athen gezogen – und zwar um dort Otto von Griechenland zu heiraten und nichts Geringeres als Königin zu werden! Sehen Sie? Von wegen Märchen!
Der nachfolgende Hausherr aus der nächsten Generation, Nikolaus Friedrich Peter, ließ dann das Gebäude aufstocken und im Stil des Historismus umbauen. Damit stellte er eben jenen baulichen Zustand her, der Ihnen vor Ort nun entgegentritt.
Das Nebengebäude, in dem sich heute das Archiv der Gemeinde Rastede befindet, wurde als Kavalierhaus, sprich: als Gästehaus, benutzt und so manches gekrönte Haupt stieg hier ab. Ringsherum wurde durch Ankauf benachbarter Flächen komplementär zum Schlosspark ein großes Gartenareal im englischen Landschaftsstil geschaffen. Ein Teil des vorhandenen Baumbestandes stammt noch aus dieser Zeit.
Bis in die 1930iger Jahre hinein, als das Haus Oldenburg schon längst nicht mehr regierte, wurde das Palais noch von Angehörigen der Familie bewohnt, doch fehlten zunehmend die Mittel für eine angemessene Instandhaltung. Nach Ende des 2. Weltkrieges folgte der Einquartierung kanadischer Soldaten eine vorübergehende Nutzung als Flüchtlingsunterkunft. In den 1980ern erfolgte dann die Rettung der hist. Bausubstanz durch eine umfassende Sanierung. Obwohl das Palais noch lange im Besitz der herzoglichen Familie verblieb, war die Gemeinde Rastede seitdem in der glücklichen Lage, das Baudenkmal für Ausstellungen und Kulturveranstaltungen nutzen zu können. Im Jahr 2018 konnte die Gemeinde das Prinzenpalais schließlich offiziell erwerben.