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Gottesdienst verboten! Zumindest für Protestanten!

Im Jahr 1648 wurde Belm zum katholischen Kirchspiel erklärt, und das obwohl annähernd 90 % der Bevölkerung dem lutherischen Glauben angehörte. Das hatte damit zu tun, dass die Bestimmungen des Westfälischen Friedens das Jahr 1624 als Normaljahr vorsahen, dessen Zustand es wiederherzustellen galt, und zu dieser Zeit war Belm offiziell katholisch gewesen.

Wegen der ohnehin schon furchtbar komplizierten Verhandlungen in Münster und Osnabrück zwischen mehr als einem halben Dutzend Kriegsparteien war jede Seite eifersüchtig darauf bedacht, den eigenen Vorteil zu wahren. Infolgedessen gab es kaum einen Spielraum für eine vernünftige Ausnahme im Detail. Für die Lutheraner in Belm bedeutete dies ein striktes Verbot, öffentlich den Gottesdienst zu feiern. Wenn sie dieses Verbot umgehen wollten, mussten sie die Kirche in einer der Nachbargemeinden besuchen.

Dieser unsinnige Zustand hielt immerhin ganze 170 Jahre an. Erst als Napoleon die verkrusteten deutschen Verhältnisse ordentlich durcheinanderwirbelte, ergaben sich neue Möglichkeiten: 1809 erhielt der Osnabrücker Hofprediger Lasius die Erlaubnis des Osnabrücker Bistums, einen regelmäßigen lutherischen Gottesdienst in Belm abzuhalten, aber nur in einem „privatären Schulhause“, wie die Quelle sich ausdrückt. Schon gleich am nächsten Sonntag ergriff Lasius die Gelegenheit beim Schopf und weihte das Schulgebäude zum Bethaus. Das konnte aber nur der Anfang sein. Mitten im Krieg, aus dem brennenden Moskau, erging die Genehmigung des großen Korsen, in Belm eine evangelische Kirche bauen zu dürfen. Das Schreiben war jedoch aufgrund der widrigen Umstände viele Monate lang unterwegs. Als es Belm im Jahr 1814 endlich erreichte, hatte sich inzwischen Weltgeschichtliches ereignet. Napoleon war geschlagen und die Sieger verhandelten auf dem Wiener Kongress über die Neuordnung Europas. Zum Glück für die Belmer kassierte die neue Landesherrschaft aus Hannover die Erlaubnis jedoch nicht sofort wieder ein, sondern genehmigte es sogar, für den Kirchenbau im gesamten alten Fürstbistum Osnabrück Spenden zu sammeln. Schon im Sommer 1815 konnte deshalb der Bau beginnen. Aus Kostengründen war ein Kirchturm eigentlich gar nicht vorgesehen, doch während der Bauphase kündigte sich ein unverhofftes Geschenk aus dem aufgelösten Kloster Marienstätte in Osnabrück an. Der dortige Kirchturm wurde vollständig abgetragen und in Belm wiederaufgebaut.

Auch die Innenausstattung profitierte von großzügigen Spendern. Der wertvolle Altar aus dem 16. Jhd, war dagegen ein glücklicher Kauf. Aufgrund der Säkularisation vieler Klöster war zu dieser Zeit so einiges an klerikalem Inventar auf dem Markt und damit günstig zu haben. Am 20. September 1819 war es dann endlich soweit: Belm hatte seine eigene evangelische Kirche! -

Ach übrigens, noch ein kleiner Hinweis: Wenn Sie sich über den schönen Garten hinter unserer Christuskirche gefreut haben, dann können Sie sich bei der Belmer Integrationwerkstatt bedanken. Die hat ihn nämlich gepachtet und mit ihren Kräften im Stile eines regionaltypischen Bauerngartens angelegt.