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Auf diesem Weg nähern wir uns langsam der Westersteder Str. Dort müssen sie sehr auf sich aufpassen – und auf diejenigen, die Ihnen anvertraut sind, z. B. Kinder oder Ihr Hund. Diese Überlandstraße ist nämlich vielbefahren und die Autos kommen hier von beiden Seiten sehr schnell.
Werfen wir aber zunächst noch erstmal einen Blick auf unsere Umgebung. Rechts erstreckt sich ein Birkenwald, der nach einem trennenden Graben von einem Kiefernwald abgelöst wird. Auch hier handelt es sich um keinen urtümlichen, rein natürlichen Bewuchs. Seitdem der Mensch zum entscheidenden Faktor seiner Umwelt geworden ist - das kann man für unsere Breiten spätestens auf die Zeitenwende um das Jahr 1500 datieren – muss er mit der Tatsache kämpfen, dass natürliche Ressourcen begrenzt und endlich sind. Bereits im 17. Jhd. verfügte Graf Anton Günther, dass Bäume nicht mehr ohne herrschaftliche Erlaubnis gefällt werden durften. Waldflächen waren vielfach verschwunden und es herrschte mittlerweile ein Mangel an Holz, der in der Folgezeit auch nicht gänzlich behoben werden konnte. Um 1900 herum wurden Flächen, die man nicht urbar machen konnte, mit einem „Produktionswald“ bestückt, dessen Holz man später ernten konnte. Diese Wälder auf sog. „armen“ Böden waren in aller Regel Birken- und Kieferngehölze, womit wir aller Wahrscheinlichkeit nach den Ursprung des aktuellen Artenbestandes auf diesen Flächen identifiziert haben.
Auf der linken Seite sehen Sie eine niedrige wallartige Erhebung, auf der Bäume und Büsche wachsen. Es handelt sich hierbei um eine weitgehend verwilderte Wallhecke.
Lassen Sie sich eines sagen: Wallhecken sind wirklich toll! Und zwar, weil sie gleich einen ganzen Strauß von Funktionen und Nutzfaktoren beinhalten. Ursprünglich dienten Wallhecken in erster Linie der Grenzziehung und Eigentumsmarkierung, aber auch dem Schutz des eingehegten Areals. Die ältesten Wallhecken hat es bei uns schon seit der mittelalterlichen Besiedlung des Eschs gegeben, denn mit ihnen konnte das Ackerland von der Allmende abgetrennt werden. Entsprechend wurden auch die hinzugewonnenen Felder, die Kämpe, mit Wallhecken eingehegt. Als um das Jahr 1800 herum die Allmende aufgeteilt wurde, stand die Wallhecke besonders hoch im Kurs, weil der nun neu entstandene Privatbesitz nur eindeutig gekennzeichnet war, wenn er über eine Grenzmarkierung verfügte.
Aus dieser Historie heraus wird deutlich, dass Wallhecken zumal im Oldenburgischen und in Ostfriesland wichtige kulturgeschichtliche Zeugnisse der Landschaftserschließung und Landschaftsnutzung sind.
Darüber hinaus haben Wallhecken jedoch noch viele andere Funktionen: Sie sind Erosionsschutz, da sie den Wind von den Feldern abhalten. Sie sind Lebensraum für zahlreiche Tier-, Pflanzen- und Pilzarten. Sie sind Sichtblende, Lärmschutz, Holzlieferant, Bienenweide, Äsung für Rehe, Wildkrautsamenbarrieren, indem sie unerwünschten Samenflug auf Ackerflächen verringern. Sie sind Rückzugsgebiete und Deckungsmöglichkeit für gefährdete Tierarten usw. usf. Dazu kommt, dass gerade in Weser-Ems der Baumbestand in Relation zur Bodenfläche anderen Regionen deutlich hinterherläuft. Insofern ist die Wallhecke etwas durch und durch Schützens- und Pflegenswertes.

So, jetzt geht es Richtung Straße. Bei der Überquerung sollten Sie sämtliche Sinne beisammen haben. Deshalb nehmen Sie jetzt am besten Kopfhörer, In-Ear-Lautsprecher und Ähnliches ab, um sich auf den Straßenverkehr konzentrieren zu können.
Wir hören uns wieder, wenn Sie gut auf der anderen Seite angekommen sind.