Das Brauwesen war seit dem 16. Jahrhundert für Königslutter von großer Bedeutung. In zahlreichen Häusern wurde das berühmte Ducksteinbier hergestellt. Man erkennt sie an den großen Toreinfahrten. Zwei dieser Brauhäuser – Sack 1 und Kattreppeln 1 – sind hier zu sehen.

Das Ducksteinbier und die Braukunst in Königslutter: Zum Wohlsein!

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Was machen die denn da? Na, die plackern sich ja ab!  Ah, ist es wieder so weit? Natürlich, die Braupfanne wird wieder einmal von einem Brauhaus zum anderen geschleppt. Eine Gerätschaft, die aussieht wie eine große rechteckige Wanne. Aber das alles aus reinem Kupfer und gute 6 1/2 Zentner schwer! Eine schöne Schinderei ist das!

Da wünscht sich wohl so mancher Brauer,  vor allem aber seine Knechte, dass jeder seine eigene Braupfanne hätte und man sie nicht mit seinem Nachbarn teilen müsste. Doch jedes Haus darf nur drei-, vielleicht viermal im Jahr brauen, und das streng nach Reihenfolge. Geregelt wird das alles durch die Brauergilde. Damit wird sichergestellt, dass jeder Bierbrauer seinen Anteil erhält und sein Auskommen hat. Und deshalb  macht es schließlich Sinn, die teure Braupfanne nicht selbst anzuschaffen, sondern sie mit den Gildebrüdern zu teilen – was natürlich bedeutet, sie regelmäßig aus dem einen großen Tor hinauszuschleppen und durch das nächste wieder hinein.

Aber schließlich hat jedes Gewerbe seine Mühsal, doch die der Brauer ist gering im Vergleich zu dem, was es erwirtschaftet. Über viele Jahre war es die Brauergilde, die ganze 2/3 des Steueraufkommens in Königslutter erwirtschaftet hat! Der gute Verdienst hat damit zu tun, dass das meiste Bier nach außerhalb verkauft wird. Das gute Ducksteinbier aus Königslutter wird von Holland bis nach Potsdam getrunken. Und ja – nomen est omen – das Bier aus Königslutter wird auch von Königen getrunken. Friedrich Wilhelm von Preußen lässt es in seinem Tabakskollegium ausschenken. Ich habe gehört, er soll sogar einmal einen Tobsuchtsanfall bekommen haben, als seine Vorräte zur Neige gingen.

Und nicht ohne Grund ist unser Bier so beliebt. Goldgelb in der Farbe, wohlriechend und unübertrefflich im Geschmack! Das liegt einerseits natürlich an der hohen Braukunst, die von den Gildemeistern überwacht wird, und an dem guten Magdeburger Weizen, aus dem das Malz gewonnen wird. Aber vor allen Dingen liegt es an dem reinen,  klaren Quellwasser, das aus der Lutter stammt. Die Ärzte in Braunschweig halten das Ducksteinbier geradezu für ein Arzneimittel.- Kein Wunder also, dass alle dieses Bier wollen! Und wenn die hohen preußischen Zölle nicht irgendwann das Geschäft vermiesen, wird das auch noch in hundert Jahren so sein!