Henning Meyer
„Es klappert die Mühle am rauschenden Bach…“
Das alte Volkslied, das Sie sicherlich kennen, beschreibt auf sehr anschauliche Weise, was für unsere Vorfahren viele Jahrhunderte lang etwas ganz Alltägliches war. Seit dem Mittelalter wurde in unseren Breiten die Kraft des Wassers benutzt, um das oft mühsam geerntete Getreide zu Mehl zu verarbeiten, aus dem man sein tägliches Brot backte.
Da die Mühle, ähnlich wie die Kirche, gewissermaßen eine öffentliche Einrichtung war, lag die Verfügungsgewalt jeweils bei der örtlichen Verwaltung, und das bedeutete im Mittelalter: beim Lehnsherrn. Auf seine Anordnung hin wurde die Mühle gebaut, und zwar als sog. Zwangsmühle, was bedeutete, dass die Bauern genau die Mühle zu frequentieren hatten, die ihnen ihre Herrschaft zuwies. Entsprechend diesen Vorgaben gehörten die Mühlen vor Ort in die Zuständigkeit des Halberstädter Amtmannes, der seinen Sitz oben auf der Hornburg hatte.
Bereits für das 14. Jhd. ist die Existenz einer Mühle in Hornburg belegt. Wo diese genau gelegen hat, ist allerdings nicht sicher. Vielleicht ist sie jedoch der Anlass gewesen, einen Wasserlauf in der Nähe der Burg vom Hauptstrom des Flusses Ilse abzuzweigen, um mit ihm die Mühle zu betreiben. Noch heute fließt der Wasserlauf der sog. „Mühlenilse“ mitten durch die Stadt. Während des 19. Jhd. ist sie in der Wasserstr., die nicht umsonst diesen Namen trägt, überbaut worden, so dass sie heute etwa auf der Strecke zwischen Marienkirche und dem alten Braunschweiger Tor im Stadtnorden unter der Straße verläuft. Hier an der Hagenmühle fließt sie jedoch noch immer offen in ihrem Bett und trägt das Ihre zur beschaulichen Atmosphäre der Örtlichkeit bei.
Zur Unterscheidung von der „Untermühle“, die in der Stadtmitte zentral am Markt stand, wurde die Hagenmühle am südlichen Stadtrand früher „Obermühle“ genannt. Sie stammt aus dem Jahr 1552, jedenfalls der steinerne Teil, der dem Wasserlauf zugewandt ist. Der schmucke Fachwerkbau, der darüber gesetzt wurde, ist ein halbes Jahrhundert jünger und stammt von 1604.
Über Jahrhunderte hinweg ließen die Hornburger hier ihr Getreide mahlen, im 18. Jahrhundert kam noch eine Ölmühle hinzu. Noch bis 1969 tat sie ihren Dienst, dann wurde der Mahlbetrieb eingestellt. Allerdings nicht ganz vollständig, ihr Wasserrad allerdings dreht sich zur Freude der Hornburger Bürger*innen weiter.
Wenn es Sie sich die alte Mühle einmal näher ansehen wollen, dann lässt sich das durchaus einrichten. Bringen Sie dafür aber am besten etwas mehr Zeit mit. HORNBURG ist Mühlenstadt.