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In Hüde am südwestlichen Ufer des Dümmer Sees weidete einst ein armer Hirtenjunge die Kühe eines Bauern. Er ließ seinen Blick über das Wasser des Sees gleiten, da sah er drei weiße Enten sich in den sanften Wellen des Dümmers wiegen. Da er sie unwiderstehlich schön fand, versuchte er sie mit Brotkrumen anzulocken, was ihm zunächst auch zu gelingen schien, aber immer, wenn er sie fassen wollte, entwischten sie ihm ein ums andere Mal. Als sie wieder auf den See zurückschwammen, nahm er sich ein Boot, das am Ufer lag und ruderte ohne zu überlegen, was er tat, hinter den Enten her. Als er ganz dicht bei ihnen war, stand er auf. Aber als sein Blick zum Ufer schweifte, merkte er plötzlich, wie weit er schon hinausgerudert war. Erschrocken verlor er das Gleichgewicht und stürzte kopfüber ins Wasser. Wie ein Stein sank er tiefer und tiefer, bis er nichts mehr wusste.

Als er aufwachte, traute er seinen Augen kaum, denn er befand sich in einem wunderschönen Schloss. An seinem Ruhelager saßen drei schöne junge Mädchen in glänzend weißen Gewändern mit rosa Blüten in ihrem grünen Haar.

Lächelnd sahen sie ihn an und sagten: „ Du brauchst keine Angst zu haben. Du lebst, und du sollst es gut bei uns haben. Aber du musst dich entscheiden, denn wenn du länger als drei Tage bei uns bleibst, kannst du nie mehr in dein Dorf zurückkehren, weil du die Erdenluft nicht mehr ertragen kannst.

Doch der Junge war wie verzaubert und überlegte nicht lang. Da nahmen ihn die Mädchen bei der Hand und zeigten ihm ihr Reich.

Nun führte der Junge ein Leben wie es nicht besser nicht hätte sein können und jeder Tag wurde zu einem Fest. So merkte er nicht, wie Monate und Jahre an ihm vorbeigingen.

 

Doch irgendwann merkten die Mädchen, dass er nicht mehr so fröhlich und unbeschwert war. Bald war ihnen klar, dass er Heimweh hatte, was sie sehr bekümmerte.

Am nächsten Morgen wachte er am Ufer des Sees auf. Sofort lief er in sein Dorf zu seinen Leuten, die den lang Vermissten zunächst gar nicht wiedererkennen wollten, da er doch inzwischen ein junger Mann geworden war.

Doch so sehr ihm das Willkommen zu Hause guttat, so ließ ihn doch auch die Sehnsucht nach der Unterwasserwelt nicht los. Schon nach wenigen Tagen war es ihm, als müsse er ersticken. Sehnsuchtsvoll schleppte er sich schließlich zum Ufer des Sees, wo er wie tot liegen blieb.

Nur wenig später erschien ein Boot aus Kristall auf dem See, in dem drei junge Frauen mit goldenen Rudern saßen.

Das Boot legte am Ufer an. Die drei Frauen hoben den Daliegenden auf und legten ihn in ihr Boot. Dann fuhren sie zurück auf den Dümmer, in dessen Mitte das Boot plötzlich versank. Zuletzt sah man dort nur noch drei weiße Enten auf dem Wasser treiben.