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5. Die Brücke über die große Süderbäke
Wenn Sie jetzt auf die Brücke über die große Süderbäke kommen, schauen sie doch einmal auf die linke Seite und folgen mit den Augen dem Lauf des Gewässers. Lassen Sie uns hier ruhig etwas verweilen, indem wir unseren Blick schweifen lassen. Wir schauen hier in eine weite, natürlich wirkende Landschaft: Wald, Wasser, Felder und Wiesen.
Aber fällt Ihnen bei genauerem Hinsehen etwas auf? Schauen Sie sich nur einmal den Verlauf der großen Süderbäke an: so weit Sie sehen können, ein grader Strich in der Landschaft. Auf der anderen Seite der Brücke sieht der Verlauf übrigens nicht anders aus. Eines wird daran deutlich: Die große Süderbäke fließt keinesfalls in ihrem natürlichen Bett, sonst wären Biegungen oder sogar mäandrische Formen zu erwarten. In den Jahren 1958-1960 wurde die große Süderbäke endgültig begradigt. Seitdem gelingt die Entwässerung der Niederung wesentlich besser, da die Fließgeschwindigkeit höher ist und die Bäke im Bedarfsfall wesentlich mehr Wasser abfließen lassen kann. Andererseits bedeutete die Begradigung einen deutlichen ökologischen Eingriff. Auch in der Landwirtschaft hat sich dazu das Denken ein Stück weit gewandelt. Wenn es früher hieß: „Dat Water, dat moet weg!“ So heißt es heute oft: „Dat Water, dat moet terug!“
Schauen wir nun auf den Wald, hinter dem die Bäke nach rechts verschwindet. Dort erkennen Sie einen Nadelwald in Monokultur. Auch hier wird sofort wieder klar, dass es sich hier keinesfalls um eine natürliche Bepflanzung handeln kann. Das Waldstück links davon, auf der anderen Seite der Bäke, ist dagegen ein historischer Waldstandort, namens Thalenbusch, den es seit mindestens 250 Jahren gibt. Allerdings haben wir auch hier keinen rein natürlichen Bewuchs. Einige Baumschulpflanzen, u.a. einige Rhododendrenarten, wachsen dort zwischen den Bäumen, was darauf zurückzuführen ist, dass die umliegenden Baumschulen nach dem 2. Weltkrieg dort ihre Pflanzen in Sicherheit gebracht haben. Die Baumschulen selber wurden nämlich auf Befehl der Militärregierung gerodet, um dort Lebensmittelpflanzen, vor allem wohl Kartoffeln anzubauen.
Wenn Sie ihren Blick nun nach rechts wenden, sehen sie dort in weiter Entfernung eine Baumreihe. Sie gehört zum Anwesen des Schlosses Fikensolt. Betrachten sie nun das Bodenniveau von der Niederung der Süderbäke bis hin zu der besagten Baumreihe. Der deutlich wahrnehmbare Höhenunterschied liegt bei knapp 4 Metern. An dieser Stelle kann man das Bodenrelief unserer Landschaft besonders gut erkennen: Da ist einerseits der Esch, auf dessen Höhe die Menschen siedelten und andererseits die Niederung mit ihrer Bäke, die das Wasser zunächst nach Süden, dann nach Westen hin abfließen lässt. Diese Struktur ist für die gesamte Region prototypisch. Die unterschiedlichen Bäken fließen in ihren Rinnen seit Ende der Eiszeit vom höhergelegenen Ostfriesisch-Oldenburgischen Geestrücken in das tiefergelegene Leda-Jümme-Gebiet, das der Ems zustrebt. Da sie meistenteils weitgehend parallel verlaufen, spricht man auch von der Ammerländer Parallelrinnen- oder Parallelrippenlandschaft. Es kommt dabei auf die Perspektive an, ob man nun die Wasserläufe als „Rinnen“ oder die Geesthöhen als „Rippen“ besonders in den Blick nehmen möchte.

Jenseits der Brücke folgen wir nun dem Weg, der uns bald ein Stück jenseits der Süderbäke führt, und zwar zu einem ganz besonderen Bodendenkmal.