Henning Meyer
„Hopfen und Malz, Gott erhalt´s!“
Diese Redensart, bekannt als Stoßgebet eines jeden Bierbrauers, hat in Hornburg eine noch tiefere Bedeutung als anderswo.
Viele Hausstellen in Hornburg verfügten in alter Zeit über ein verbrieftes Recht zum Bierbrauen, woraus sich schließen lässt, dass die Stadt nicht nur für den eigenen Bedarf braute, sondern auch zumindest für das Umland.
Der eigentliche Exportschlager war jedoch nicht das fertige Bier, sondern der hiesige Hopfen. Die sensible Pflanze liebt kalkhaltige Böden mit hohem Grundwasserspiegel, genau die Bedingungen, die um Hornburg herum herrschen. Daher wurde der Hopfen in Hornburg über viele Generationen hinweg angebaut und bildete seit 1540 die Grundlage eines Wohlstandes, der bis heute an vielen Häusern und Fassaden der Stadt ablesbar ist.
Bevor der Hopfen weiterberarbeitet oder abtransportiert werden konnte, mussten seine erntefrischen Dolden aber erst einmal getrocknet werden. Dazu breitete man sie großflächig aus, was eine Menge Platz in Anspruch nahm. Insofern war es nur folgerichtig, dass man in der Stadt Speicher nur und ausschließlich zum Trocknen und zur Lagerung der kostbaren Ernte baute.
Der große Hopfenspeicher an der Dammstraße, ist einer der letzten erhaltenen innerstädtischen Speichergebäude Norddeutschlands. Der Hopfenspeicher hat eine lange und interessante Geschichte hinter sich. Das Erdgeschoss war zunächst wohl als Getreide-speicher* für die Burg erbaut worden. Es stammt, wie noch heute am Türsturz ablesbar, aus dem Jahr 1638. Nur 7 Jahre später erlebte Hornburg mit dem Sturm der Schweden auf die Burg ihr Fanal. Insgesamt verlor die Stadt während des 30jährigen Krieges an die 200 Gebäude. Eines davon war der Vorgängerbau des Hopfenspeichers.
1672 ließen Forstschreiber Leopold Schomburg und seine Frau den Hopfenspeicher wieder aufbauen. Seitdem tat der Speicher viele Jahre getreulich seinen Dienst. Doch nach der Last von mehr als 400 Jahren war der Zustand des Gebäudes schließlich bedenklich geworden. Glücklicherweise erwarb die Stadt das Gebäude und lotete mit großem Engagement die Möglichkeiten seines Erhalts aus. Ab 2019 führte das Deutsche Fachwerkzentrum in Quedlinburg mit Hilfe Studierender der TU Braunschweig und der Hochschule Holzminden eine Sanierung aus, die als regelrechtes Lehrstück gelten kann und in Kreisen der Denkmalschützer international für Furore sorgte. Wo es möglich ist, wurde die Originalsubstanz weiterverwendet. Wo nötig, neue Teile mit Hilfe alter Techniken hergestellt und behutsam eingefügt. Im Juli 2023 wurde der nun in neuer Pracht erstrahlende Hopfenspeicher eröffnet. Mittels unterschiedlicher kultureller Projekte und Ausstellungen sollen sich zukünftig in ihm Vergangenheit und Gegenwart treffen. HORNBURG ist Hopfenstadt.