Audio

Text

Wildeshausen liegt ja im Urstromtal der Hunte, deswegen haben wir hier massenhaft Wasser. Tja, wenn wir von allem so viel hätten! Aber das heißt natürlich nicht, dass alles Trinkwasserqualität ist, mit Nichten! In Zwischenbrücken z. B., jenseits der Hunte, gibt es nur brackiges Wasser, das bestenfalls zum Putzen benutzt werden kann. Im Stadtgebiet von Wildeshausen gibt es jedoch eine Reihe von ausgewählten Stellen, wo der Brunnen anständiges klares Wasser liefert. Und damit in Zusammenhang steht eine echte Ur-Wildeshauser Institution: Seit mindestens 300 Jahren, wahrscheinlich sogar noch länger, gibt es bei uns Brunnen- oder Pumpengemeinschaften. Meist bestand so eine Pumpengemeinschaft aus etwa 10 bis 14 Häusern. Die Kosten für den Unterhalt des Brunnens und der Pumpe wurden auf alle Mitglieder umgelegt. In der Verantwortung für den Pumpenbetrieb wechselten sich die gemeinschaftlichen Besitzer der Pumpe ab. Dazu wurde alljährlich ein „Pumpenmeister“ benannt. Am Abend des Martinstages kamen jeweils alle Beteiligten im Hause des amtierenden Pumpenmeisters zusammen. Anhand des „Pumpenbuches“ wurden Einnahmen und Ausgaben kontrolliert, nachfolgend Geräte, Überschuss und Buch an den Neuen, nämlich den Nachbarn, der in Uhrzeigerrichtung wohnte, übergeben. Zum Schluss wurde das Ganze zünftig mit einer Flasche Branntwein, dem so genannten "Lötwasser", begossen.
Der neue Pumpenmeister musste nun ein Jahr lang dafür sorgen, dass die Pumpe für alle Berechtigten gebrauchstüchtig war. Er trug die Verantwortung für den Schlüssel zum Gehäuse, falls die Pumpe repariert werden musste. Der Pumpenschwengel musste im Winter mit der Pumpenstange immer hochgestellt werden, damit er nicht einfror. Auch musste bei Glätte gestreut werden, damit niemand zu Schaden kam.
Das Wasser durfte zum Trinken, Kochen, für das Vieh und für die Wäsche geholt werden. Doch beim Brunnen zu waschen und mit Seife herumzuhantieren, war bei Geldstrafe verboten. Ist ja auch klar, der Brunnen durfte schließlich nicht verschmutzt werden.
Viele der Pumpen sind inzwischen ganz verschwunden, eine ganz besondere Pumpe steht allerdings heute noch immer auf dem Marktplatz. Die wurde 1747 dort angelegt, da man zusätzliches Löschwasser benötigte. Man hatte in den Jahren zuvor nämlich böse Erfahrung mit Feuer in der Stadt gemacht.
Ach, und das muss ich Ihnen auch noch erzählen. In der Düsternstraße, bei mir gleich um die Ecke, hat es sogar zwei Pumpen gegeben. Der alte Postbote Duweneck, vielleicht kennen Sie den auch noch, der hat mir mal erzählt, dass dort einmal ein Hof gestanden hat, auf dem es eine Unmenge Katzen gab. „Kater“ heißen ja im Volksmund „Bolzen“, deshalb nannte man den einen Bereich der Sackgasse „Bolzensack“, das andere Ende aber wegen der Katzen „Kattenbüdel“. Haha, ob ich das so glauben soll, weiß ich allerdings auch nicht. Der alte Duweneck war ja bekannt dafür, dass er den Schalk im Nacken hatte, und während er mir das damals erzählte, grinste er so komisch!