Audio

Text

St. Stephanus und St. Alexander steht mir bei. Ich Kaplan Hermann Schlüter muss nun ganz alleine diesen menschlichen Bestien gegenübertreten. Und wer weiß, was sie hier in der Kirche alles anstellen werden!
Wahrhaft altehrwürdig ist das Alexanderstift, aber so eine Katastrophe hat es in all der Zeit noch nicht gesehen. Ja, selige Zeiten waren das noch, als Graf Waltbert vor fast 800 Jahren, im Jahre des Herrn 872 das Alexanderstift gründete und verfügte, dass eine Gemeinschaft von Geistlichen, die Stiftsherren, sich um die kostbaren Reliquien sorgen sollen. Von Wildeshausen aus strahlte die segnende und wundertätige Kraft des Heiligen Alexander aus. Gemäß ihrer Bedeutung wurde unsere Kirche immer prächtiger und schöner ausgebaut. Um 1200, so heißt es, wurde der hölzerne durch einen steinernen Bau ersetzt, wobei der Westflügel und die Eingangspforte mit zwei großen Türmen bestückt wurden. Nach den alten Aufzeichnungen war es jedoch so, dass diese nicht gut gebaut waren und deshalb nur wenige Jahre später schon einstürzten. So hat man in den Folgenjahren die Kirche so herrlich gestaltet, wie sie noch heute dasteht. Am roten Backstein kann man erkennen, was alles damals neu aufgemauert wurde. Das Innere wurde nach und nach bestückt mit wundervollen Malereien und Fresken, die Stiftsherren verwalten mittlerweile 9 Altäre, die unseren wichtigsten Heiligen gewidmet sind. Dazu haben wir vielfältige und kostbar verzierte Reliquiare, wobei die wundertätigen Reliquien des Heiligen Alexander natürlich die wichtigsten sind.
Und alles das ist nun in höchster Gefahr! Schon vor 10 Jahren, im Jahr 1622 rückten die Truppen des Feldherrn Mansfeld in Wildeshausen ein und benahmen sich aufs Scheußlichste! Sie verwüsteten und zerstörten einige Gebäude des Stiftes, ließen aber immerhin das Innere der Kirche noch verschont. O, nicht, dass die Kaiserlichen, die kamen, um die Mansfelder zu vertreiben, die reinsten Engel gewesen wären, beileibe nicht! Der Soldateska ist es doch völlig gleich, welchem Herrn sie dient, bleibt es ihr doch nur erlaubt zu tun, was sie am besten kann: schießen, morden, rauben und braven Leuten Gewalt antun!
Und nun stehen die Schweden vor unseren Toren. Sie haben die Stadt beschossen, weil die Kaiserlichen nicht kampflos abziehen wollten. Und nun, nach ihrem Sieg, lassen sie die Stadt und das Stift ihre Mühen und ihren Blutzoll büßen. Und da die Schweden Protestanten sind, sind sie dabei, ihre Habgier als gottgefälligen Bildersturm bemänteln! Dabei hat dieses Tun wahrlich nichts Christliches an sich! Gott steh mir bei!
Schwedischer Soldat: Aaah, was sehen meine Augen! Vielfältiges Geschmeide von edel Silber und Gold! Geh beiseite, Pfaffe!
Schlüter: Nein! Nein! Nicht der Heilige Alexander!!