Sie stehen hier an einer uralten Küste!

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O, hallo. Was machen Sie denn hier? Sich wohl die frische Luft um die Nase wehen lassen, was?

Haben Sie sich denn auch schon umgesehen? Hübsch hier, nicht wahr? Nun sagen Sie bloß nichts Falsches, ich bin nämlich eine Einheimische, jawohl!

Ich bin sogar so einheimisch, dass ein Teil dieser Gegend nach mir benannt ist!

Ich sag Ihnen auch wo: Schauen Sie ´mal nach Süden…

Na, nu sagen Sie mir nicht, Sie wissen nicht, wo Süden ist. Also, da wo mittags die Sonne ist, da ist Süden! …

Also, dieser schöne lange bewaldete Gebirgskamm, das ist der Teutoburger Wald. Sie sagen, das sind keine echten Berge? Ich sag Ihnen, das sind welche! Einige von den Burschen sind immerhin über 300 m hoch!

Aber kommen wir nun zu dem wichtigeren Teil. Kucken Sie mal, dem Teuto vorgelagert ist ein kleines Tal, da entspringt auch die Hasequelle, die den Fluss mit Wasser versorgt, der auch durch die große Stadt, durch Osnabrück fließt. Die Gastwirtschaft dort, die den Namen der Quelle trägt, tja, das ist meine! Und die Leute aus der Umgebung sind immer gerne bei mir. Ich bin nämlich so ne Gemütliche, und das schätzen meine Gäste. Eben weil es so gemütlich ist, trage ich beim Servieren immer ein Paar rote Hauspuschen, was dem Tal den Namen Puschen –oder wie die Leute hier sagen: Pusken-tal eingebracht hat. Ist doch´n Grund für mich stolz zu sein!

Und nun erzähl ich Ihnen noch was! Kucken Sie man ein bisschen weiter nach links hin in dieses große Tal hinein. Da kann man fast bis Holland kucken! Sehen Sie nicht? Na, dann kucken Sie noch ´mal genauer…

Immer noch nicht? Nein, nein, das liegt nicht an der schlechten Sicht oder daran, dass Ihre Brille schmutzig ist, das liegt daran, dass Sie da was verwechseln. Sie verwechseln nämlich Holland mit den Niederlanden. Aber die sind da natürlich nicht, nein, im Gegenteil, da ist Nordrhein-Westfalen!

Holland heißt die Ortschaft dort, ein Ortsteil von Borgholzhausen, weil sie ein Stück höher lag, als der Ortskern, deshalb sagten die Leute dazu:“ hohes Land“, was sie dann zu Holland verkürzt haben.

Und nun drehen Sie sich noch mal um. Das zeig ich Ihnen auch noch: Sehen Sie den Kirchturm da? Das ist die St. Bartholomäus-Kirche in Wellingholzhausen, einem Ortsteil der Stadt Melle. Ja, eine Kirche stand da ja schon fast immer, solange die Leute denken können, aber die Kirche selbst ist nicht so uralt, obwohl sie ein bisschen so aussieht. Sie stammt von 1861 und ist aus dem schönen Osning-Sandstein gebaut, den man hier in der Gegend bricht. Wäre ja auch blanker Unsinn, wenn man einen hässlicheren Stein von weit her hier erst mal herschleppen würde, finden Sie nicht?

So, nun haben wir aber genug gequasselt. Meine Gäste warten schon. Machen Sie´s gut…

Und übrigens, machen Sie sich keine Mühe, meine Gastwirtschaft zu suchen. (Stimme mit verschwindendem Hall, Windgeräusche:) Die gibt es nämlich schon eine ganze Weile nicht mehr …

 

Sie stehen hier an einer uralten Küste!

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Auf der Spitze des Aussichtsturmes auf dem Beutling stehen Sie stolze 250 Meter über dem Meeresspiegel. Und doch können Sie, wenn Sie sich fest darauf konzentrieren, vielleicht von Ferne das Meer rauschen hören… Sie stehen nämlich an einer uralten Küste!

Vor etwa 150 Millionen Jahren spülten die Wellen hier Sand, Ton und Kalk an, die im Laufe der Jahrtausende zu dem festen Gestein gepresst wurde, das hier heute in die Höhe ragt und auch den Berg ausmacht, auf dem sich unser Turm befindet.

Ein Gebirge entsteht immer dort, wo die Erdkruste durch den Druck der wandernden Erdplatten Falten bildet und sich auftürmt. Besonders anschaulich ist das ganz in der Nähe, in Bad Essen-Barkhausen zu beobachten. Dort laufen Dinosaurierfährten eine steile Felswand hinauf. Das heißt natürlich nicht, dass die Dinosaurier wie die Fliegen die Wand hoch laufen konnten, sondern dass ihre versteinerten Spuren, die ursprünglich in der Horizontalen gewesen sind, sich dort durch die Auffaltung der Gesteinsschicht fast in die Senkrechte gedreht haben. Auf die gleiche Weise gekippt ist auch der Bergkamm, auf dem sich unser Aussichtsturm befindet.

Dass der Beutling dem im Süden liegenden Teutoburger Wald auffällig vorgelagert ist, liegt einerseits am hohen Alter dieser Landschaft und andererseits an der besonderen Härte seines Gesteins. Die weicheren Gesteinsschichten wurden inzwischen in Jahrmillionen durch Wind und Wasser abgetragen, so dass nur die sehr harte Gesteinsschicht des Beutlings übrig geblieben ist. Übrigens findet sich dasselbe harte Gestein im nahe gelegenen Wiehengebirge.

Mit Gesteinsschichten hat es auch zu tun, dass nicht weit von hier am Fuß des Teutoburger Waldes die Quellen der Hase entspringen. Unter den Bergen liegen Schichten von Kalkstein mit großen ausgewaschenen Spalten über einer Tonschicht. Folglich füllen sich die Spalten mit Wasser, das nicht weiter nach unten versickern kann. Wo eine solche Ton-Kalk-Schichtung bis an die Oberfläche reicht, entspringt eine so genannte Überlaufquelle.

Als solche vereinigen sich die Hasequelle, Almaqulle, kleine und große Rehquelle und plätschern als Hase in Richtung der von hier aus etwa 20 km entfernten Stadt Osnabrück.