Arndt

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So schön und altehrwürdig die evangelische Kirche, die sie hier vor sich sehen, auch ist, sie ist keineswegs das erste Gotteshaus, das in Hornburg erbaut wurde.
Die Ortschaft Hornburg entstand nämlich erst langsam und über Jahrhunderte hinweg im Schatten der namensgebenden Burg. Und dementsprechend ist das älteste Gotteshaus am Ort die alte Burgkapelle – die allerdings schon längst nicht mehr existiert. Die Stadtkirche trägt jedoch das Erbe dieses Ursprungs in sich, denn schon die alte Burgkapelle war über viele Jahrhunderte hinweg der Jungfrau Maria geweiht.
Erst im 16. Jahrhundert wird Hornburg zu dem, was es heute noch ist. Der Hopfenanbau beschert der Stadt Wohlstand und ein Bevölkerungswachstum, das einiges an Veränderungen mit sich bringt. Denn Hornburg wird in dieser Zeit eine Stadt mit befestigten Toren, einem verbrieftem Marktrecht und einer Selbstverwaltung. Entsprechend gilt während dieser Zeit ebenfalls die Sorge einem angemessenen Gotteshaus, das bereits an der Stelle errichtet wird, an der die heutige Kirche steht. Allerdings war sie wohl deutlich kleiner und verfügte nicht über die solide Langlebigkeit ihrer Nachfolgerin. Denn als sie im Jahre 1612 fachmännisch begutachtet wird, fällt sehr schnell die Entscheidung, dass dringend ein Neubau hermuss.
60 Jahre zuvor, im Jahr 1552, hatte der Magistrat der Stadt die Reformation in H
ornburg
eingeführt und ein Jahr später Heinrich Mack zum ersten evangelischen Pfarrer des Ortes
berufen. Unter seinen Nachfolgern Sebastian Warnecke und Andreas Corvinus entstand die
Marienkirche in ihrer heutigen Form.
Der Bau der Marienkirche verbindet G
egensätze, die sich scheinbar ausschließen.
Sie entsteht als Bürgerkirche, als Kirche der Bürger für die Bürger der Stadt. Und doch bietet
sie Raum für kunstvolle und prächtige Stiftungen von Kanzel und Altarretabel durch die
Adelsfamilie von Randow.
Sie
ist ohne jeden Zweifel ein protestantischer Kirchenbau und orientiert sich am großen
evangelischen Bekenntnis, der Confessio Augustana von 1530. Und doch weiß sie um ihre
Herkunft aus der römisch katholischen Konfession und gibt dieses durch ihren Namen un d
Marienbilder an der Nordempore zu erkennen.
Sie sehen oben am Turm die Zahl „1616“ – sie zeigt das Jahr der Fertigstellung als Neubau an; „1617“ wurde der Neubau mit dem Altarbild abgeschlossen.
Obwohl die Blütezeit der Gotik im 17. Jhd. bereits vorüber ist und das Barock seinen Siegeszug antritt, bedient sich der Bau in Hornburg noch immer einer Reihe von traditionellen gotischen Formen, z. B. bei der spitzzulaufenden Fenstergestaltung. Daher spricht man hier vom Stil der „Nachgotik“.
Die Kirche wird von außen betrachtet damals schon weitgehend so ausgesehen haben, wie sie heute vor uns steht, lediglich am Turm hat man später noch nachbessern müssen. Im 30jährigen Krieg ist Hornburg vielfach Kriegsschauplatz gewesen und auch die Kirche wird dabei nicht ganz unbeschadet davongekommen sein. Der schwedische General Königsmarck soll den Kirchturm als Geschützstellung missbraucht haben, um von hier aus die Burg sturmreif zu schießen.
Die Kirche ist übrigens nicht nur von außen ein Schmuckstück. Innenausstattung und Inventar, die bis ins 16. Jhd. zurückreichen, sollte man unbedingt gesehen haben! HORNBURG ist Bürgerkirche.