Audio

Text

Wenn man in Elsfleth den Namen „Horst Werner Janssen“ nennt, dann wird man sofort mit Superlativen überhäuft: Bundesverdienstkreuz, Niedersächsischer Verdienstorden, Ehrenbürger der Stadt Elsfleth, Vorsitzender des Nautischen Vereins, Förderer der hiesigen Fachhochschule für Seefahrt und Logistik, Mäzen – da weiß man gar nicht, wo man anfangen und wo man aufhören soll!
Eines wird allerdings sofort klar: Horst Werner Janssen war und ist eine Elsflether Institution!
Dabei stammt er eigentlich aus Ostfriesland, und zwar aus einer altehrwürdigen Kapitäns- und Reeder-Dynastie. Obwohl seine Eltern eine Landwirtschaft besaßen, heuerte er mit 14 Jahren als Schiffsjunge auf einem Dreimastschoner an, um das Seefahrerhandwerk von der Pike auf zu lernen. Sieben Jahre später, 1954, kam er nach Elsfleth, um hier auf die Seefahrtschule zu gehen und zunächst sein Steuermanns-, später dann sein Kapitänspatent zu machen. Das hieß natürlich nicht, dass er währenddessen nicht auch auf See gewesen wäre. In diesen Jahren fuhr er auf dem Schoner „Elisabeth“ seines älteren Bruders Heyo.
Diese Zeit war in vielerlei Hinsicht prägend für seine Zukunft. Neben seiner Frau Renate wurde Elsfleth zur Liebe seines Lebens, dazu aber brachte die Selbstständigkeit seines Bruders ihn wohl auf den Geschmack, etwas ähnliches aufzuziehen. 1958, kaum hatte er sein Kapitänspatent in der Tasche, gründete er in Elsfleth seine Reederei und kaufte das Motorschiff „Visurgis I“. Da der frischgebackene Reeder fleißig, zupackend und verlässlich war, gingen die Geschäfte gut. Auf dieser Grundlage konnte expandiert werden: 1962 lief mit der „Visurgis II“ das größte jemals in Elsfleth gebaute Handelsschiff vom Stapel. Nur einige Jahre später hatte Horst Werner Janssen die Zeichen der Zeit erkannt: Kaum landeten Ende der 60er die ersten Containerschiffe in Deutschland an, wusste er, dass das die Zukunft der Handelsschifffahrt sein würde. 1978 legte er das größte private Schiffsbauprogramm auf, das es in Deutschland bis dahin gegeben hatte. Werften in Flensburg und Emden bauten für über 200Mio D-Mark eine Container-Flotte von 7 Schiffen. Dabei war das erst der Anfang! Mehr als 2 Dutzend weitere Neubauten kamen in den Folgejahren noch hinzu.
Dabei war sein berufliches Schaffen nur die eine Seite der Medaille. Er kümmerte sich um unzählige kulturelle und soziale Belange seiner Wahlheimat. In Elsfleth gibt es praktisch keine Institution oder Einrichtung, die Horst Werner Janssen nicht bedacht, begleitet oder sogar angestoßen hätte. Ein ganz großer Wurf war natürlich die Überführung der „Ariadne“, eines etwas in die Jahre gekommenen Gaffelschoners von Piräus nach Elsfleth, um sie dort wieder richtig flottzumachen und als Schulschiff der Elsflether Fachhochschule, damals noch Seefahrtschule in Betrieb zu nehmen, mit der Janssen sein Leben lang eng verbunden blieb. Heute liegt die „Großherzogin Elisabeth“ oder „Lissi“, wie sie von den Einheimischen liebevoll genannt wird, wie selbstverständlich in Elsfleth an der Kaje, als wenn sie nie woanders gelegen hätte.
Über all diese Erfolge und Leistungen blieb Horst Werner Janssen immer Mensch. Zu seinem 80. Geburtstag sagte er: „Mein Leben war für mich immer ein Geschenk.“ Mit solch einer Haltung wird das Teilen zur Selbstverständlichkeit, wie auch die Achtung, die man ihm allenthalben entgegengebrachte. 2017 starb er 84-jährig, hoch betrauert von seiner Heimatstadt Elsfleth.