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Es ist eine stürmische Nacht im Dezember des Jahres 1894. Schmiedemeister Hinrich Fischer und seine Frau Johanna liegen nach getaner Arbeit eines langen Tages endlich in ihren Butzen. Doch zu Johanna will kein erholsamer, ruhebringender Schlaf kommen. Sie hört den nächtlichen Sturm und macht sich Sorgen, denn da draußen irgendwo ist ihr Sohn Berend. Er ist gerade einmal 17 Jahre alt und hat auf der Schoner-Galiot „Ehe“ als Leichtmatrose angeheuert. Das Schiff ist unter Kapitän Johann de Vries unterwegs zwischen dem schottischen Morrison´s Haven und Geestemünde.
Ob es ihm wohl gut geht? Und ob die Familie zu Weihnachten wenigstens einen Brief von ihm bekommen wird?
Unter schweren Gedanken findet Johanna schließlich in den Schlaf. -
Aber nur um plötzlich wieder hochzuschrecken! Sie hat von Berend geträumt, und zwar ganz schrecklich! Ihr Sohn hat wie verzweifelt um Hilfe geschrien! Oder war das etwa gar kein Traum?
Über Wochen hinweg ist Johanna voll schwerster Sorge und Unruhe. Es kommt einfach keine Nachricht von ihrem Sohn. Erst am 26. Januar des Jahres 1895 üb, erhalten Johanna und Hinrich Fischer aus Warsingsfehn einen Brief, der die schlimmsten Befürchtungen und Vorahnungen bestätigt. Das Schiff ihres Sohnes Berend ist bei stürmischer See vor Schottland gesunken – ohne Überlebende. Und zwar genau in der Nacht, in der seine Mutter im Halbschlaf seine Hilferufe hörte.