Friedensroute

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Reiter: Im Jahre des Herrn 1648, den 25. Oktober, ist es endlich so weit!
Wie lange haben wir auf diesen Augenblick gewartet! So manches Mal wollt kaum mehr jemand glauben, dass es wirklich noch gelänge. Doch endlich ist es wahr! Nach 30 Jahren Krieg ist der Friede nun vollbracht! Verkündet wurd´ er uns grad hier, am Rathaus zu Osnabrück, in dessen Saal so lange schon die Gesandten aus aller Welt miteinander verhandelten.
Vor mittlerweile sieben langen Jahren, im 24. Jahr dieses alles verzehrenden Krieges, des Schlachtens, Mordens, Plünderns und Verheerens begannen die erschöpften Kriegsparteien endlich, Vernunft annehmen zu wollen, und einigten sich auf einen Friedenskongress in Osnabrück und Münster. Die beiden Städte waren unzerstört geblieben und man traute ihnen zu, sowohl die Lasten des Kongresses zu tragen als auch gute Gastgeber zu sein. Zudem liegen sie dicht beieinander, wobei die eine im katholischen Machtbereich liegt, die andere im evangelischen.
Vor fünf Jahren erfolgte dann der erste Schritt, indem der kaiserliche Hofrat Krane die beiden Städte für neutral erklärte, und allen Gesandtschaften, die den Kongress besuchen würden, freies Geleit zusicherte.
Die eigentlichen Verhandlungen begannen vor drei Jahren. Und schwierig genug war´s, das will ich wohl einsehen:
In Münster sprachen die Abgesandten des Kaisers und des Reiches mit den Franzosen, dazu die Spanier mit den Niederländern. Hinzu kamen noch die Schweizer, die ihre Unabhängigkeit vom Reich bestätigt wissen wollten. In Osnabrück verhandelte das Reich mit Schweden, darüber hinaus aber auch noch die deutschen Reichsstände, Fürsten und Städte, mit dem Kaiser über die zukünftige Verfassung des Reiches und über den Frieden der Konfessionen. Und alles das war miteinander arg verknüpft. So schien es fast zu sein wie damals zur Zeit des großen Alexanders, der auf seinem Kriegszug durch Kleinasien auf den unentwirrbaren Knoten des Königs Gordios stieß. Zum Verzweifeln war es, niemand wusste, wie den Knoten lösen! Und dabei drängte so die Zeit, ging doch der grausame Krieg weiter ohne Waffenstillstand und Erbarmen. Aber wie einst dem Alexander gelang es schließlich doch, den Knoten zu zerhauen! Und nun ist er vollbracht, der Westfälische Friede.
Hier, am Rathaus von Osnabrück, ward er verkündet, Deutschland und Europa gibt er Frieden und neue Ordnung!
Endlich bringen wir Meldereiter die Botschaft ins Land, die allesamt, vom Edelherrn bis zum Bauern, vom Priester bis zum Krämer so sehnsüchtig erwarten:
Ich bringe gute Post und neue Friedenszeit,
Der Frieden ist gemacht, gewendet alles Leid!