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Seid willkommen in Wigaldinghus, dem bedeutenden Herrensitz unserer Sippe an der Huntefurt. Altburg ist mein Name, ich bin die Gemahlin des Grafen Waltbert aus dem Geschlecht des berühmten Sachsenherzogs Widukind.
Als Frankenkönig Karl der Große in seiner unerschöpflichen Weisheit einst beschloss, uns hier im Sachsenland das Christentum zu bringen, war es ausgerechnet der Großvater meines lieben Gemahls, eben jener Herzog Widukind, der den Franken am meisten Widerstand entgegensetzte. Über Jahre hinweg konnte keine Seite die andere besiegen – bis der Heilige Geist und seine Friedensengel endlich das Herz Widukinds berührten und er sich zum Christentum bekehrte. Der große Kaiser Karl selbst wurde damals sein Taufpate!
Seitdem also hielt das Christentum bei uns Einzug. Doch bis heute, fast 100 Jahre nach der Taufe Widukinds, lebt der Heidenglaube in Teilen Sachsens noch immer fort. Vor einigen Jahren kam es sogar zu einem Aufstand, der sowohl das Christentum als auch den hohen sächsischen Adel hinwegfegen wollte. Daher ist es aber gerade für die Sippe des Herzogs Widukind die hohe Pflicht, im wahren Glauben standzuhalten und ihn weiter auszubreiten.
Mein Gemahl Waltbert ließ hier ganz in der Nähe oberhalb der Hunte eine Kirche bauen, doch ihm - wie mir - war klar, dass damit noch nicht Genüge getan war, weder dem Ruhme Gottes noch der Ehre unserer Sippe. So redete ich ihm zu, den Rat frommer Männer einzuholen. Sie sprachen zu ihm von Reliquien, von körperlichen Überresten der Heiligen, die dem Ort, an dem man sie aufbewahrt, den besonderen Segen Gottes verleihen. Unseren Kaiser Lothar bat Waltbert daraufhin, ein Empfehlungsschreiben an den Papst ausstellen, um in Rom echte und wundertätige Reliquien für die Kirche in Wigaldinghus zu erhalten. So wurde mein Gemahl in Rom gnädig empfangen und erhielt dort die Gebeine des Heiligen Alexander, des Sohnes der Heiligen Felicitas!
Schon auf dem Weg von Rom ins heimische Huntetal ereigneten sich Wunder über Wunder! Und erst recht, als er endlich im Jahre des Herrn 851 am 7. Januar hier eintraf! Das alles haben die frommen Mönche aus dem Kloster Fulda getreulich aufgeschrieben!
Mein Gemahl Waltbert und ich bauten für den Heiligen Alexander eine neue und noch größere Kirche, schließlich sollten in Zukunft alle Gläubigen angemessen empfangen werden! Zwanzig Jahre später richteten wir für das Seelenheil unserer Sippe sogar ein Stift ein. Eine Reihe frommer Männer, die Gott ihr Leben widmen, sollen die Reliquien fortan hüten. Ihnen übergaben wir auch die Einkünfte unserer Besitzungen in Wigaldinghus, wobei unser ältester Sohn, der selbst ein Mann Gottes geworden war, die Verwaltung übernahm. Nach seinem Tod wird sein Neffe diese Verantwortung von ihm erben. Und so soll es von Generation zu Generation sein, auf dass für alle Zeit die Sippe des Waltbert die Oberaufsicht über das Alexanderstift und alle Besitzungen behalten wird.