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Wir vom Projekt Kulturkieker begrüßen sie ganz herzlich im Namen der Oldenburger Landschaft und des Landschaftsinformationszentrums Ammerland, welches ihren Sitz direkt hier vor Ort beim Jaspershof in Westerstede hat. Der Kulturkieker ist ein vom Land Niedersachsen und mit LEADER-Mitteln der Parklandschaft Ammerland gefördertes Projekt. Das Ziel des Kulturkiekers ist es, Informationen und Daten zur Ammerländer Kulturlandschaftsgeschichte zu sammeln, mit Leben zu füllen und in zeitgerechter Weise für die Öffentlichkeit erlebbar zu machen. Diese Hörwanderung ist ein Teilergebnis aus diesem Projekt. Wir möchten damit Menschen für die wunderbare und typische Ammerländer Kultur- und Landschaftselemente sensibilisieren und letztlich zum Mitmachen animieren. Mehr dazu am Ende unserer Wanderung.
Lassen Sie uns nun aber ein Stück gemeinsam gehen - und dabei die Landschaft erkunden! Vom Jaspershof geht es zunächst einmal geradeaus Richtung Küchengarten. Kommen Sie!
Während Sie sich auf den Weg machen, möchten wir Sie einladen, unsere Wanderung durch Landschaft, Zeiten und Räume südlich der Ammerländer Kreisstadt Westerstede zum Anlass zu nehmen, sich auf die ganz spezifischen Aspekte ihrer Umgebung in ganz unterschiedlichen Bezügen einzulassen. Hören Sie es? Sehen Sie es? Es fängt immer im ganz Kleinen, bei der einzelnen Wahrnehmung an: der Wind auf der Haut, der Duft von ganz bestimmten, typischen Pflanzen, vielleicht auch der Duft von Erde oder des Regens; dazu das Rauschen der Bäume, das Singen der Vögel; und die Symphonie von Farben, blau, grün, erdfarben. Oder eben auch im Unterschied dazu das laute, nagelnde Tuckern eines Traktors, Fahrgeräusche von Autos, der eine oder andere stechende Geruch, rote Dächer, blitzendes Metall, bunte Schilder usw.
Im Grunde stellen wir uns bei dem Begriff „Landschaft“ doch immer als etwas Naturgegebenes vor. Und damit haben wir in gewisser Weise gar nicht einmal so Unrecht, denn die Landschaft ist immer eine Ausprägung natürlichen Potentials: Im Hochgebirge wächst kein Strandhafer, im Nordseewatt finden wir keine Nadelwälder, die Wüste ist kein Ort für Mangroven. Und andererseits müssen wir uns doch eingestehen, dass überall dort, wo Menschen leben, wir es letztlich immer mit einer Form von „Kultur“-Landschaft zu tun haben, selbst wenn wir das auf den ersten oder zweiten Blick oft gar nicht erkennen. Denken Sie nur an einen Wald, in dem so große Bäume wachsen, dass wir meinen, er müsse hier immer schon gestanden haben. Die Idee, dass er absichtsvoll – und zwar viele Generationen vor uns – dort angepflanzt worden ist, kommt uns gar nicht. Etwas zu hinterlassen, was erst lange nach uns Früchte trägt, ist für uns heute ja vielfach ein Gedanke, der uns geradezu fremdartig erscheint. Wir sprechen -zu recht – heute viel über „Nachhaltigkeit“, meinen damit in aller Regel aber etwas, über das wir möglichst schon übermorgen gerne verfügen möchten. Wir sind gewöhnt an die Geschwindigkeit, bis hin zur Ungeduld - womit wir wieder bei der Art oder Gewohnheit unserer Wahrnehmung wären…
Da die „Landschaft“, wie wir nun wissen, im Wesentlichen den Aspekt eines „Kulturraumes“ in sich trägt, ist sie damit natürlich auch wirtschaftlicher und politischer Raum. Wie prägt eine Landschaft die Vorstellung von Zusammenleben? Wie prägt sie vielleicht auch die Vorstellung von „Wir“ und „die anderen“? Was bedeutet es konkret, wenn wir davon sprechen, ein Land, eine Landschaft, zu besitzen? Auf welche Weise ermöglicht es diese Landschaft, von und aus ihr zu leben? Und letztlich: Was macht es mit uns, wenn sich die Landschaft verändert, insbesondere auch durch unser eigenes Tun?
Alle diese Fragen sollen uns auf unserer Wanderung begleiten und immer wieder unter ganz unterschiedlichen Perspektiven in den Blick genommen werden.