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Ein wirklich altehrwürdiges Rathaus, vergleichbar mit dem in Osnabrück oder Wildeshausen erwartet man in Bramsche leider vergebens. – Das ist allerdings auch nicht weiter verwunderlich, denn Bramsche ist erst seit 1929 vom rechtlichen Sinne her eine „echte“ Stadt. Man könnte das durchaus als eine grobe Ungerechtigkeit der Geschichte betrachten, schließlich war Bramsche schon während des Mittelalters Handelsknotenpunkt und Tuchmacherzentrum in einem. Die Bischöfe von Osnabrück sahen trotzdem keine Veranlassung, Bramsche das Stadtrecht zu gewähren. Damit wären Privilegien verbunden gewesen wie z.B. der Bau einer Stadtmauer, was den Bramschern in den unruhigen Zeiten des 16. und 17. Jhds sicherlich gut zupassgekommen wäre! Ein anderes Privileg wäre eine weitgehende Selbstverwaltung gewesen, und damit verbunden, der notwendige Bau eines Rathauses.
Das alles fand nicht statt, Bramsche blieb jahrhundertelang ein sog. „Flecken“ oder ein „Weichbild“, wie man Siedlungen unterhalb der städtischen Rechtsnorm bezeichnete. Noch zu Beginn des 19. Jhds. hatte Bramsche einen ehrenamtlichen Bürgermeister, der auf Lebenszeit ernannt wurde. Unter solchen Umständen fungierte als Rathaus nichts anderes als das Privathaus des Amtsträgers.
1913 zog die Verwaltung der Ortschaft Bramsche, die natürlich mittlerweile ihren festen Ort benötigte, in das Haus Ecke Brückenort/Kuhstraße, ein schönes klassizistisches Gebäude, das vorher der Kaufmannsfamilie Meyer gehört hatte. Das war immerhin schon einmal ein Fortschritt, aber letztlich noch keine langfristige Lösung, denn für die Verwaltung der immer weiter wachsenden Stadt war das Gebäude letztlich zu klein. Anfang der 60er Jahre zog man daher über die Hase hinweg an den heutigen Standort.
Der Altbau des heutigen Rathauses verfügte zu dieser Zeit bereits über eine recht wechselvolle und interessante Geschichte. Er stammt aus dem Jahr 1908 und war von Bramscher Fabrikanten als Heim für ledige Arbeiterinnen erbaut worden – keine ganz selbstlose Investition, da man verhindern wollte, dass diese oft sehr jungen Frauen, die nicht selten völlig auf sich allein gestellt und weitab ihrer Familie lebten, unter die Räder gerieten oder ungewollt schwanger wurden. Schließlich waren sie zum Arbeiten hier!
Anfang der 1920er hatte sich diese Institution aber bereits überlebt und so zog für die nächsten 40 Jahre das örtliche Krankenhaus ein.
Im Jahr 2000 erlebte Bramsche endlich den allerersten Rathausneubau seiner langen Geschichte, und zwar als große, moderne rückwärtige Erweiterung des Altbaus hier an der Hasestraße.

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