Foto: Thomas Remme

Hufeisenregion

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Die alte St. Alexanderkirche liegt umsäumt von großen Bäumen bei den Höfen des alten Dorfkernes abseits des modernen Ortes Wallenhorst. Der Blick schweift über die verträumten uralten Bruchsteinmauern hinauf bis zur Kirchturmspitze. Aber was ist das?

Normalerweise gibt dort oben doch ein Wetter-hahn den Ton an. Er dreht sich mit dem Wind und zeigt an, ob sich das Wetter ändert. Ja, nur hier in Wallenhorst, da ist es anders: Dort oben auf der Kirchturmspitze sitzt eine Wetter-henne!

Wir sehen in einer weit entfernten Vergangenheit Karl den Großen nach einer siegreichen Schlacht gegen die Sachsen nach Wallenhorst ziehen. Hier soll ein Tempel zur Verehrung der sächsischen Götter gestanden haben. In heiligem Zorn lässt ihn Karl niederreißen und auf seinen Trümmern eine Kirche errichten. Statt eines gängigen Wetterhahnes verfügt er jedoch, es solle eine Henne auf die Kirchturmspitze gesetzt werden, zum Zeichen, dass diese Kirche die Gründung vieler weiterer Kirchen nach sich ziehen würde, gleichsam einer Glucke, die ihre Küken ausbrütet. Die barocke Inschrift auf dem Türbalken zur Sakristei datiert das Geschehen auf das Jahr 777.

Eine nächste Spur findet sich in einem legendenumrankten Bericht aus dem 9. Jhd. Er beschreibt die Überführung der Reliquien des Hl. Alexander durch Waltbert, den Enkel des sagenhaften Sachsenherzogs Widukind, nach Wildeshausen. Der Tross macht in Wallenhorst halt und nimmt dort Quartier. Ein Blinder, der zufällig zugegen ist, wird auf der Stelle geheilt.

Ob die St. Alexanderkirche zu diesem Zeitpunkt hier schon steht, bleibt aus der Sicht des Historikers ungewiss. Allerdings hat man bei Untersuchungen des Kirchenbaus das Findlingsfundament einer Vorgängerkirche gefunden, die ins 8. oder 9. Jhd. datiert werden kann. Falls wir entgegen den alten Überlieferungen Karl dem Großen hier also doch nicht persönlich begegnen sollten, so sind wir zumindest ganz dicht dran!

Der Kirchenbau, wie er uns heute vor Augen tritt, entstammt größtenteils dem 12. und 13. Jhd., auch wenn er noch bis ins 18 Jhd. erweitert und umgebaut wurde. Im Jahre 1881 zog die Kirchengemeinde in die neue St. Alexanderkirche um, was dazu führte, dass der Ortskern sich ins moderne Wallenhorst verlagerte.

In der alten Kirche finden daher heutzutage nur noch besondere Veranstaltungen und Gottesdienste, wie z.B. Trauungen, statt. Bei solchen Anlässen erhält die schöne Atmosphäre dieses geschichtsträchtigen Gotteshauses regelmäßig ihre Würdigung.