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Der Rhythmus an der Unterweser wird bestimmt durch den Atem der nahen Nordsee. Dementsprechend lebt man in Elsfleth seit alters her von und mit dem Meer.
Dazu gehört natürlich der Fischfang. Die Menschen am Fluss haben hier sicher schon immer vom Fisch gelebt. Doch seit dem 17. Jahrhundert werden die Umstände deutlicher dokumentiert. Es gab Berufsfischer, die mit Booten und Treibnetzen die Weser hinausfuhren, aber auch Menschen, die vom Ufer aus fischten, vor allem, um besser über die Runden zu kommen. Teilweise waren die Elsflether Fischer so erfolgreich, dass es Schwierigkeiten machte, ihren Ertrag an den Mann zu bringen. Ein ganz wichtiger und lukrativer Markt war dabei Bremen. Und wenn man diesen nicht rechtzeitig genug erreichte, konnte es schon einmal vorkommen, dass der nicht mehr ganz so frische Fisch zurück in die Weser gehen musste.
Gegen Ende des 19. Jhds. erreichte der Fischfang in Elsfleth noch einmal eine ganz neue Qualität. Man ging nämlich daran, eine Heringsfischerei zu organisieren. Dabei hatten die Elsflether mit allerlei Widrigkeiten zu kämpfen. Die Fanggründe waren weit entfernt, wohingegen Briten, Skandinavier und Holländer die Heringsschwärme direkt vor ihrer Haustür hatten. Aber die Elsflether wussten sich zu helfen. Die Boote wurden motorisiert und die Hilfe holländischer Fachleute herangezogen. Nicht ganz zufällig finden sich deshalb bis heute in Elsfleth Familiennamen wie Maasland, Kuik oder Groenenboom. So konnte sich die hiesige Heringsfischerei behaupten, bis ihr die Weltwirtschaftskrise von 1929 ein jähes Ende setzte.
Ein weiteres maritimes Standbein war natürlich der Schiffbau. Bereits im frühen 18. Jhd. wurden die ersten Werften gegründet. 1875 gab es vor Ort ganze 14 Reedereien mit 107 Segelschiffen. Damit war Elsfleth hinter Hamburg und Rostock der drittgrößte deutsche Werftenstandort. Doch am Ende des 19. Jhd. gewann der technische Fortschritt nochmals an Schwung, und zwar mit Dampf! Die Zeit der Segelschiffe war vorüber, und damit setzte in Elsfleth das große Werftensterben ein.
Ein Lichtblick war daher der Anstoß der großherzoglichen Hoheiten aus Oldenburg, eine neue Werft zu gründen. Die Voraussetzungen waren eigentlich schlecht. 1916 herrschte der 1. WK, in der Nachkriegszeit war der Schiffsbau in der Krise und 1924 verwüstete auch noch ein Brand das Werftgelände. Und dennoch schaffte man es, sich am Markt zu platzieren. Erst 1994 verließ der letzte von insgesamt 417 Neubauten die Werft. Danach lagen die Kernkompetenzen in Reparatur, Umbau und Instandsetzung. Zu den Stammgästen zählte u. a. das Segelschulschiff der deutschen Marine, die Gorch Fock. 2016 konnte die Werft noch ihr 100jähriges Bestehen feiern, doch inzwischen wurde der Betrieb eingestellt, womit die große Elsflether Schiffbautradition zu Ende gegangen ist.