Friedensroute

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Reiter: Nicht mehr weit, dann habe ich Dich erreicht. Gegrüßt seist du mir, mein Lengerich! Hast du mir doch so manchen Botenritt abgenommen!
Seit 1644 trafen sowohl in Münster als auch in Osnabrück die verschiedenen Delegationen der Kriegsparteien ein. Das hatte den Vorteil, dass sich einige der Parteien aus dem Wege gehen konnten. Zudem wurden einige protokollarische Schwierigkeiten damit umschifft. Ich habe von Treffen gehört, die immer wieder anberaumt wurden, aber nie zustande kamen, weil man sich nicht darüber einigen konnte, wer wem die Aufwartung machen sollte und mit wie viel vorgespannten Pferden man vorfahren durfte, denn alles das gibt Auskunft über Rang und Stellung der Delegierten und ihrer Herren.
Der Nachteil an zwei Kongressorten ist dagegen, dass man sich ständig über den Stand der Dinge in der jeweils anderen Kongressstadt unterrichten muss.
Um das Ganze praktischer zu handhaben, zieht man daher so manches Mal vor, sich in der Mitte zu treffen. In Frage kommen diverse Örtlichkeiten, aber Lengerich ist sicher ein bevorzugter „locum tertium“, ein dritter Tagungsort. Es hat eine gut passierbare Straße und verfügt über ausreichend Räumlichkeiten, um die hochwohlgeborenen Herrschaften angemessen unterzubringen, zumal es von Kriegsschäden bislang weitgehend verschont geblieben ist.
Schon im Jahr 1644 trafen sich hier Gesandte des Kaisers und der mit ihm verbündeten Spanier.
Echte Verhandlungen fanden in Lengerich ab Mai 1645 statt. Bislang war nicht geklärt, wer alles auf deutscher Seite am Friedenskongress beteiligt sein würde. Trüge man den Zuständen des Krieges Rechnung, müssten alle deutschen Landesherren und freie Städte mitverhandeln dürfen, denn fast alle hatten sich während der Auseinandersetzung auf die eine oder andere Seite geschlagen. Dem Kaiser konnte diese Lesart der Ereignisse jedoch nicht schmecken, da er noch immer die Alleinvertretung für das Reich in Anspruch nahm.
Im Juli 1645 fand in Lengerich eine Konferenz von vier Kurfürstentümern als Vertreter der Reichsstände und den beiden kaiserlichen Gesandtschaften statt. Das Ergebnis der Unterredung, das Lengericher Conclusum, empfahl dem Kaiser, alle Reichsstände zum Kongress einzuladen, damit seine Beschlüsse auch für alle bindend wären. Es wurde dem Kaiser dazu allerdings keine Frist gesetzt, was die Schweden in Aufruhr versetzte, da sie ihre deutschen Verbündeten unbedingt mit am Verhandlungstisch wissen wollten.
Seine Kaiserliche Majestät spielte daraufhin tatsächlich noch etwas auf Zeit, in der Hoffnung, das Kriegsglück würde ihr noch einmal bessere Karten für die Verhandlungen in die Hände spielen. Doch Schweden festigte in der ersten Jahreshälfte 1645 erneut seine Position, wohingegen der Kaiser bei Alersheim eine weitere Niederlage einstecken musste. So gab er schließlich seine Verzögerungstaktik auf und lud alle Reichsstände zum Friedenskongress ein, womit er seinen Alleinvertretungsanspruch gleichsam aufgegeben hatte.
Das wird gewiss noch seine Folgen haben – für das Reich, für die Fürsten und für den Frieden, der nun bald geschlossen werden soll!
Hühott!