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Nun, es ist bekannt, dass Herrscher bestrebt sind, sich selbst ein Denkmal zu setzen. Insofern stellt das Denkmal für den Großherzog Nikolaus Friedrich Peter in Rastede eine Besonderheit dar.
Der Monarch, der fast die gesamte zweite Hälfte des 19. Jhds. das Großherzogtum Oldenburg regierte, ist in Rastede in besonderer Erinnerung geblieben. Er ließ das Palais und den Schlosspark seinen Wünschen entsprechend großzügig umbauen und ausgestalten, und er verbrachte hier viel Zeit. Überhaupt galten die Oldenburger Großherzöge als sehr „volksnah“, zumal sie schon rein räumlich ihren Untertanen nicht so weit entrückt waren, wie andere große und machtvolle Herrscherhäuser dieser Zeit. Seine Majestät Nikolaus Friedrich Peter konnte gelegentlich sogar bei Spaziergängen in der Nähe des Palais angetroffen werden. Ja, in Rastede kannte man seinen Monarchen, und zwar nicht nur aus der Ferne.
Als „der alte Peter“, wie er in der Bevölkerung genannt wurde, im Juni des Jahres 1900 in Rastede starb, war die Betroffenheit entsprechend groß.
Um die Wende zum 20. Jhd. herrschte in Deutschland weitverbreitet eine gesellschaftliche Atmosphäre, die von einem kleinbürgerlichen Untertanengeist geprägt war und aus heutiger Sicht mit einem gewissen Unbehagen betrachtet wird. Die Verbundenheit der Rasteder mit ihrem alten Monarchen hatte allerdings auch etwas Echtes, Ehrliches.
Unter dem Vorsitz des Gemeindedirektors Uhlhorn sammelte ein Komitee aus Rasteder Bürgern Spenden für die Errichtung eines Denkmals, das den Verstorbenen Nikolaus Friedrich Peter ehren sollte. Der Spendenaufruf, in dem es hieß, der Herzog habe für Rastede „stets ein besonders warmes Interesse“ gehabt, stieß auf rege Resonanz: Der Bahnhofswirt Loheyde gab beispielsweise genau 99,50 Mark, damals ein ausgesprochen stattlicher Betrag. Als er auf die krumme Zahl angesprochen wurde, erklärte er, der Großherzog hätte bei seinem letzten Besuch einen Rosenlikör bei ihm getrunken, den er aber nicht mehr bezahlt habe. Deshalb hätte er 50 Pfennig von der Spende abgezogen.
Am aufwendigsten war die Überführung des gewaltigen, 12 Tonnen schweren Steines von Gut Loy, den man letztlich nur mit Mühe richtig platzieren konnte. Auf ihm wurde das Porträt-Medaillon aus Bronze montiert, das der Bildhauer Harro Magnussen gestiftet hatte.
Angekündigt wurde das Denkmal bei seiner Einweihung im Mai 1903 als eine „Zierde des Ortes“ und als „ein sichtbares Zeichen treuer Liebe und Anhänglichkeit“.
Ob dieses Denkmal heute noch als eine solche „Zierde“ betrachtet werden kann, sei dahingestellt. Wohl eher handelt es sich um ein Relikt von kulturhistorischem Interesse und um das Zeugnis einer Herrscherverehrung, die uns heute doch sehr fremd ist.