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Ein wortwörtlicher Drahtseilakt hin zum weißen Gold!
Das mag in Ihren Ohren vielleicht ein wenig reißerisch klingen. Aber es ist nicht übertrieben, denn es beschreibt ziemlich genau das, was hier am Borgberg einmal etwas ganz Alltägliches gewesen ist.
Und zwar hat es hier etwas gegeben, was man eigentlich nur aus dem Hochgebirge kennt, nämlich eine Seilbahn! Insgesamt war sie 6,3 Km lang und zog sich schnurgerade durch die Landschaft. Von unserem Standort aus führte sie noch gut 2 Km Richtung Südwesten bis zum Westerbecker Berg, und etwa 4 Km in die Gegenrichtung Nordost, durch das Tal des Goldbachs hindurch, über Beckerode und die Große Heide hinweg bis zum Hüggel nach Ohrbeck.
Diese Seilbahn war allerdings nie für den Personentransport gedacht, sondern für etwas ganz anderes. Die Gegend südlich von Osnabrück ist im 19. und 20. Jhd. vielfach von Industrie und Bergbau geprägt gewesen. Das lag insbesondere an den hiesigen Bodenschätzen, die der hochinteressanten Geologie des Teutoburger Waldes zu verdanken sind. Hier gab es im Boden sowohl Kohle, was zur Gründung der Georgsmarienhütte führte, als auch Kalk. Und genau dieser Rohstoff war es, der letztlich zur Errichtung der hiesigen Seilbahn führte. In Lienen-Holperdorp existierte im Bereich des Westerbecker Berges nämlich ein Kalksteinbruch, von dem aus man ab 1938 den Kalk bis hin zur Eisenbahnanbindung in Ohrbeck transportierte. Von dort aus wurde er in Waggons verladen und zur Georgsmarienhütte verfrachtet bzw. zum dortigen Zementwerk, wo man einen Teil des Kalks zu Zement verarbeitete. Bei der Eisenverhüttung fungierte der Kalk ebenfalls als wichtiger Zuschlagstoff, da man mit ihm das Roheisen reinigte, eine Grundvoraussetzung für die Herstellung von Stahl. Die Schlacke, die bei diesem Prozess entstand, wurde darüber hinaus zusammen mit Zement zu sogenannten Hüttensteinen verarbeitet, eine Art sehr festem Backstein, der hier in der Gegend vielfache Verwendung fand. Bis 1966, also fast 30 Jahre lang, war die Seilbahn mit ihren bis zu 80 Gondeln in Betrieb. 1972 wurden die Stütztürme, die in den Tallagen teilweise bis zu 30 m hoch waren, demontiert. Der Turm hier vor Ort hatte immerhin eine stattliche Höhe von 11 m, d.h. er war deutlich höher als das Anschauungsmodell, was sich Ihnen hier heute präsentiert. Dennoch können Sie sich damit eine sehr lebhafte Vorstellung davon machen, wie einst ratternd und quietschend die Gondeln mit ihrer wertvollen Fracht schnurgrade quer durchs Land schwebten.