Unheimliches zwischen Seerosen und Schilfrohr ...

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Wenn Sie glauben, dass Bad Zwischenahn und sein Meer ein wunderschönes Plätzchen sei, reich gesegnet an Erde, Luft und Wasser, dann muss ich Ihnen sagen:  Das ist nur die halbe Wahrheit! Unter dieser beschaulichen Oberfläche gibt es noch etwas anderes, etwas Uraltes und Geheimnisumwittertes.

Vor langer langer Zeit wohnte ein Junker in seinem Schloss auf einer Insel mitten im See. Er war ein freundlicher junger Herr und bei allem Volk beliebt. Er liebte die Tochter des Grafen zu Oldenburg und wusste sich auch von ihr geliebt. Doch wollte der Graf sie ihm um keinen Preis zur Frau geben. Als sie schließlich einen anderen heiraten musste, verlor der Junker all sein freundliches Wesen und wollte nichts mehr von der Welt außerhalb seines Schlosses wissen. Nein, es hielt ihn nur noch in seinen Mauern, die umschlossen waren von den kühlen glucksenden Wellen des Zwischenahner Meeres. Eines Nachts nun brach ein furchtbares Unwetter über Land und See herein. Die Blitze zuckten und der Donner ließ die Erde erbeben. In dieser schicksalshaften Nacht versank das Schloss des Junkers unrettbar in den Wogen des aufgepeitschten Meeres und ward nie mehr gesehen. Der Junker aber hatte sich in einen riesigen Wels verwandelt. Als solcher durchschwimmt er bis heute die kühlen Grunde des Zwischenahner Meeres und hält dort Hof zwischen Seerose und Schilfrohr, Karpfen und Zander.

Manchmal, aber nur sehr selten, bekommt ihn einmal ein Mensch zu Gesicht. Es ist erst einige Jahrzehnte her, da zeigte er sich der Wasserschutzpolizei, die es damals noch auf dem Zwischenahner Meer gegeben hat: Beschrieben wurde er als riesiger Fisch, der größer war als das Polizeiboot selbst. Seine Existenz ist seitdem also amtlich verbürgt!

Wenig später soll er dann den Dackel einer älteren Spaziergängerin von der Promenade weggefischt und verschlungen haben.  Diese Geschichte wurde jedoch als Schwindel entlarvt. – Was auch kein Wunder ist, denn der Junker aus dem See hätte nie so unritterlich an einer Dame gehandelt.

Das letzte Mal, dass er gesichtet wurde, war im Jahre 1998. Es wäre also wieder einmal an der Zeit, dass er sich zeigt. Und wer weiß, vielleicht sind Sie es ja, dem diese Ehre zuteil wird, wenn Sie nur einmal ganz genau das Meer beobachteten. Aber was auch geschieht, lassen Sie sich ja nicht verführen, ihm in sein Reich zu folgen…