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Schnelten war in der Gemeinde Lastrup die letzte Bauerschaft, die eine eigene Schule erhielt. Dafür ist sie aber auch besonders schmuck! 1910 wurde der Bau eingeweiht, was für alle Beteiligten eine große Genugtuung und Freude gewesen sein muss, denn die Kosten für diesen Bau zu wuppen, war alles andere als leicht. Ein Mitglied des Planungsausschusses, Heinrich Haker, einer der wohlhabenden Bauern im Ort, hatte sich bereiterklärt, für den Schulbau erst einmal 12500 Mark als private Kreditsumme vorzuschießen, ein mehr als ordentlicher Batzen Geld Aber die Rechnung ging auf, Zuschüsse und Beiträge deckten die Kosten letztlich, sodass alles seinen rechten Gang nahm.
Schnelten muss eine recht gemütliche Dorfschule gewesen sein… Nicht, dass man die damaligen Zustände romantisieren sollte. Nein! Seit den 60er Jahren des 19. Jhds. war von den leitenden Stellen in Oldenburg verfügt worden, dass eine Klasse bis zu 50 Kinder aufnehmen konnte. Erst wenn die Zahl darüber hinausging, wurde die Klasse geteilt. Wenn ich mir das vorstelle, 50 Kinder und dann auch noch unterschiedlichen Alters! Die Kollegen von damals müssen wirklich Nerven wie Drahtseile gehabt haben. Gleichzeitig muss man natürlich bedenken, dass der Rohrstock als probates pädagogisches Mittel galt. Da haben wir es heute schon wesentlich besser, sowohl Kinder als auch Lehrer.
Aber zurück zu meinem Ausgangsgedanken: Die Dorfschule in Schnelten muss wirklich gemütlich gewesen sein. Es gab nur einen Klassenraum, in dem die überwiegende Zeit sicherlich keine 50 Kinder tobten. Nur nach dem Zweiten Weltkrieg wurde es durch die Flüchtlingskinder etwas voller, sodass man tatsächlich eine Zeitlang eine zweite Klasse einrichten musste, aber das war letztlich nur vorübergehend. Direkt in der Schule selbst lag auch die Lehrerwohnung. Da hatten die Kollegen es wirklich nicht weit zur Arbeit!
Ich muss Ihnen noch vom Lehrer Krogmann erzählen. Der war 1944 als entlassener Soldat nach Schnelten gekommen, um dort die Lehrerstelle anzutreten. (Schmunzelnd) Ich stelle mir gerade vor, wie der Kollege mit militärischer Haltung seinen pädagogischen Dient versah. Obwohl das wahrscheinlich Unsinn ist. Denn letzten Endes blieb Krogmann ganze 25 Jahre in Schnelten, und so eine lange Zeit schafft man nicht, wenn es nicht ein weitgehend einvernehmliches Miteinander gibt.
Als Krogmann in Pension ging, war seine Schule quasi tot. Es wurde für ihn kein Nachfolger mehr bestellt und ab 1971 gingen die Kinder aus Schnelten wieder nach Lastrup oder nach Molbergen.
Seitdem wird die Schule anderweitig benutzt – und ganz ehrlich, wer hat schon so ein schmuckes Dorfgemeinschaftshaus! Übrigens habe ich mir sagen lassen, dass die alte Schulglocke im Dachreiter noch immer Tag für Tag pünktlich um 12.00 Uhr mittags die Stunde schlägt.