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Anton Witte, Lastrup, das sind die Initialen, die zu dem Firmennamen „Awila“ geführt haben. Dahinter steckt übrigens eine echte Lastruper Erfolgsgeschichte. Awila steht zudem für den erfolgreichen Wirtschaftsstandort Lastrup und für Produkte, die so innovativ und gleichzeitig so solide sind, dass sie im internationalen Wettbewerb souverän bestehen können.
Anton Witte war, was man heute einen „Self-made-man“ nennt. Und er war ein „Typ“. Seine lebhafte, bewegliche Art, sein großer Hut, sein kläffender kleiner Terrier, daran erkannte man ihn in Lastrup schon aus meilenweiter Entfernung.
Aus wirklich ganz kleinen lokalen Anfängen heraus baute er ein nahezu weltweit agierendes Unternehmen auf. In seiner Jugend hatte er eine Handwerkslehre absolviert. Allerdings hatte er schon bald danach zwei wesentliche Dinge begriffen: 1. Nicht der Bau einer Maschine bringt das eigentliche Geld, sondern der Verkauf und 2. Willst du wiederum ordentlich verkaufen, musst du etwas anbieten, was die Leute ehrlich überzeugt. In den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts ließ er sich das Produkt patentieren, das ihm zum Durchbruch verhelfen sollte: eine neuartige, besonders effektive Mahlmühle. Die wurde schnell zum Kassenschlager und wurde bald bis nach Ostpreußen oder nach Oberitalien verkauft. Auf einem Firmenflyer wurde zu Werbezwecken sogar der „Alte Fritz“, der Preußenkönig, bemüht: Hätte der Müller von Sanssouci eine Awila-Mühle gehabt, hätte er nicht an den König verkaufen müssen, denn dann wäre sie so leise gewesen, dass sie das empfindliche Ohr seiner Majestät nicht belästigt hätte! Haha, schön, nicht wahr?
Zumal aufgrund seines wirtschaftlichen Erfolges hatte Anton Witte ein außerordentlich gutes „Standing“ in der Gemeinde. Als ihm nun während des Zweiten Weltkrieges die Aufforderung der Nazis zuging, er solle doch jetzt bitte seine Produktion auf kriegswichtige Güter umstellen, hat er das rundheraus abgelehnt. Folge davon war, dass er sich wenig später im Gefängnis wiederfand. Allerdings musste man ihn zähneknirschend bereits nach drei Tagen wieder freilassen, da ohne ihn im Betrieb nichts lief. Schon bald marschierten daraufhin die örtlichen Nazi-Granden bei ihm ins Büro, um ihm deutlich zu machen, dass er nun aber endlich nachzugeben und seinen Betrieb umzustellen hätte. Nachdem er diesen ungebetenen Besuch aber achtkantig aus seinem Büro geschmissen hatte, stand natürlich wieder Gefängnis an. Allerdings wieder nur für kurz. Dasselbe Schauspiel ereignete sich schließlich sogar noch ein drittes Mal, aber unterkriegen ließ er sich auch diesmal nicht. So konnte er später mit Recht erzählen, er, der ehrsame Geschäftsmann Anton Witte, habe in seinem Leben schon dreimal im Gefängnis gesessen.