Mittelalterliche Burg & botanische Besonderheit

Von Herzögen, Grafen und Drosten: Die Burg Limberg

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Widukind, der mächtige Sachsenherzog und Gegenspieler Karls des Großen soll hier auf dem Limberg einstmals eine Befestigung unterhalten haben. Aber wie das so ist mit den vielen Widukindsburgen im Nordwesten: Die allermeisten sind historisch nicht nachzuweisen und gehören daher wohl eher in das Reich der Sage und Legende. Dabei wäre die Wahl dieses Ortes ein Zeichen für Widukinds strategisches Geschick gewesen. Der Limberg ist dem Wiehengebirge ein Stück vorgelagert, so dass die Burg auf der Kuppe alle Vorzüge einer Höhenburg genoss.

Wann genau und von wem die Burg gegründet worden ist, ist nicht mehr nachweisbar. Historisch das erste Mal greifbar ist sie jedoch im Jahre 1319 als Besitzstand des Grafens von Ravensberg, der mit dem Limberg sein Territorium weit nach Norden ausgreifen lässt. Da die Ravensberger Grafen noch im 14. Jhd. aussterben, geht die Grafschaft an die Familie der späteren Herzöge von Jülich und Berg. Die Burg Limberg bleibt jedoch als Amtssitz eines Drosten, weshalb sie im Laufe der Zeit immer weiter ausgebaut wird. Im 14. Jhd. hat sie auf der Hauptburg einen zentralen Bergfried, dessen Überreste wir noch heute vor uns haben. Daneben gibt es noch die obere und die untere Vorburg, teilweise mit erhaltenen Umfassungsmauern und einem tiefen Burgraben mit Wall.

Der Limberg ist jahrhundertelang auch Gerichtsort gewesen. So steht noch heute auf der Umwallung der Burg eine uralte Gerichtslinde.

Auch im 30jährigen Krieg spielt die Burg als Militärstandort noch eine Rolle, doch Ende des 17. Jhd. war auch damit Schluss. Der nunmehrige Besitzer Kurfürst Friedrich III. von Brandenburg, der später als Friedrich I. Begründer der preußischen Königsdynastie wurde, verfügte im Jahre 1695: „Das Haus Limberg, welches wegen Baufälligkeit niemand mehr bewohnen könne, ist zu demolieren. Es ist dem Volke und dem Lande nicht von geringstem Nutzen, weil es an keinem Gebirgspasse gelegen, hingegen bei Kriegszeiten dem Feinde zum Raubneste dienen könne.“

Bis 1807 wurde der Limbergturm noch als Gefängnis benutzt, was einen sehr nachdenklich stimmt, wenn man einen Blick in das Kellergewölbe des Turmes wirft.

In den 1980er Jahren gründete sich ein Verein zur Erhaltung der Ruine, seit 1988 ist der Turm nach einer Restaurierung wieder begehbar. Wer sich Turm und Ruine genauer ansehen möchte, kann sich den Schlüssel entweder im Hotel Forsthaus Limberg oder in der Touristeninformation im Haus des Gastes Bad Holzhausen geben lassen. Aber auch wer noch etwas viel Spezielleres vorhat, sollte die Burg Limberg im Hinterkopf behalten: Im romantischen Ambiente der Ruine kann man nämlich über das Standesamt Preußisch Oldendorf den Bund fürs Leben schließen. Im Angesicht des sprichwörtlichen Mutes der alten Rittersleute dürfen also auch Sie sich trauen!

Von Waldmeister, Kalkstein und Dinosauriern: Der Limberg-Sattel

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Das Naturschutzgebiet bei der Burg Limberg hat eine botanische Besonderheit: Es gibt hier einen Waldmeister-Buchen-Wald mit ganz besonderen Eigenheiten. Der  bodendeckende Waldmeister ist als Frühblüher bekannt, der die Zeit nutzt, in der er viel Sonnenlicht abbekommt, bevor die Bäume ihn ab dem späten Frühjahr mit ihrem Laub beschatten. Aber auch wenn es nicht die Jahreszeit sein sollte, dass Sie den Waldmeister in seiner weißen Pracht bewundern können, so will ich Ihnen dennoch erklären, warum ausgerechnet Buchen und Waldmeister diesen Ort so lieben: Es hat zu tun dem Untergrund, der aus Kalkstein besteht. Und Kalkstein ist dort zu finden, wo früher ein Meer war, auf dessen Boden sich unzählige Überreste von kalkschaligen Tieren abgelagert haben. Jetzt fragen Sie sich sicher, warum ein urzeitliches Meer plötzlich einen Berg bilden soll. Das hat zu tun mit der sog. Plattentektonik: Die Oberfläche unserer guten alten Erde besteht aus Kontinentalplatten, die sehr langsam, aber mit ungeheurer Gewalt auf der darunterliegenden heißen und zähflüssigen Schicht des Erdmantels driften. An den Rändern dieser Platten kommt es immer wieder zu Katastrophen wie Erdbeben, Vulkanausbrüche und Tsunamis. Seit etwa 100 Millionen Jahren drückt die Afrikanische Platte nach Norden gegen die Eurasische, so dass sich die Alpen aufgefaltet haben, aber auch hier bei uns gaben die Gesteinsschichten dem Druck nach, so dass die Gebirgskämme von Wiehengebirge und Teutoburger Wald entstanden. Übrigens stellt der Limberg-Sattel, auf dem wir uns gerade befinden, dabei eine Besonderheit dar, denn hier hat sich parallel zum Hauptgebirge eine Extrafalte gebildet, gewissermaßen ein Ausreißer hinsichtlich des sonst so gradlinig verlaufenden Kamms des Wiehengebirges, der im Volksmund „Egge“ genannt wird.

Während sich also die Gebirge auffalteten, stellten sich die Gesteinsschichten nahezu senkrecht auf, so dass die ursprünglich übereinander liegenden Gesteine nun nebeneinander lagen. Besonders gut zu beobachten ist dieser Effekt an den Saurierspuren von Barkhausen, etwa 6 Km westlich von hier. Die Spuren führen die steile Felswand hinauf, ein deutlicher Hinweis darauf, dass diese Gesteinsschicht einmal sandig-lehmig gewesen ist, so dass sich die Fußabdrücke der Dinosaurier dort verewigen konnten, und andererseits, dass sie horizontal gelegen war, denn es ist kaum anzunehmen, dass unsere viele Tonnen schweren Freunde die Felswand erklettert hätten.

Im Verlauf der Jahrmillionen hatte sich die Landschaft, deren Überreste wir immer noch im Gestein finden, mehrfach verändert: Einmal lag diese Region unter dem Meeresspiegel, manchmal knapp darüber. Entsprechend unterschiedliche Gesteinsarten sind hier zu finden. Zum einen der Tonstein, ein ehemals feiner Schlick mit eingelagerten Spuren diverser Meerestiere. Nicht dass man ihn direkt verbauen könnte, aber da er leicht zu zermahlen und zu brennen ist, hat eine Ziegelei mit ihm alles, was sie zur Herstellung eines ordentlichen Backsteins braucht.  Ein weiteres Beispiel ist der Sandstein, aus dem die Burg Limberg aufgemauert ist. Er ist in einem Steinbruch ganz in der Nähe gebrochen worden. Und natürlich findet man den Kalkstein, der, wie wir bereits wissen, dieser Landschaft ihre schönen Buchen und den Waldmeister beschert.