Die Glandorfer Windmühle in der Mitte ihres ursprünglichen Häuserensembles um 1934

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Speckmann: Na, Drop, mein Freund, nun ist sie endlich fertig, unsere Windmühle. Ganz wunderbar! Ich sag dir: Das Jahr 1840 wird in die Geschichte Glandorfs eingehen! Endlich eine eigene Windmühle!
Drop: Jau, Speckmann, doch noch ein gutes Ende nach all dem Ärger!
Speckmann: Du meinst den Einspruch der ortsansässigen Wassermüller gegen unsere Windmühle? Seit über hundert Jahren haben die uns samt ihrer adeligen Herren hingehalten. Doch damit ist jetzt endlich Schluss! Ha, bis nach Hannover haben die uns verklagt. Aber genutzt hat es ihnen zuletzt nichts mehr.
Drop: Ich kann sie wohl verstehen. Die Müller der Wassermühlen haben ja bislang gut von unserem Korn gelebt.
Speckmann: Genau! So manches Mal haben die uns übers Ohr gehauen!
Drop: Jetzt müssen die sich aber ganz warm anziehen. Endlich sind wir mit unserer schmucken Galeriewindmühle unabhängig davon, ob die Glane genug Wasser führt oder nicht.
Speckmann: Ganz ehrlich, heutzutage, wo der Mühlenzwang abgeschafft ist, welcher Glandorfer Bauer wird mit seinem Korn denn jetzt noch zu Schlingmanns Mühle oder zur Mühle auf dem Mersch gehen?
Drop: Tja, und ohne uns beide wär´s alles nichts geworden, stimmt´s?
Speckmann: Ich sag dir: Drei der vier Windmühlenflügel gehören eigentlich mir!
Drop: Ja, nun gib mal nicht so an. Ich hab´ schließlich auch ganz ordentlich in die Sache reingebuttert und der Hanewinkel auch!
Speckmann: Ja, ist ja gut. Und ich muss auch sagen, der Mutigste von uns allen ist sowieso Bauer Ossege. Wenn finanziell nun irgendetwas schiefläuft, steht der mit Haus und Hof bei uns, die wir das Geld für den Bau ausgelegt haben, bis über beide Ohren in der Kreide!
Drop: Och, ich glaub´ nicht, dass der Schwierigkeiten kriegt. Ich hab´ gehört, da sind inzwischen 110 Glandorfer Bauern, die die Mühle als Genossenschaft betreiben wollen. Ich denke, dass das wird schon klappen.
Speckmann: Na darauf lass uns anstoßen!
Die Holländerwindmühle in Glandorf wurde tatsächlich ein Erfolgsmodell und hat über viele Jahre das Korn der Glandorfer Bauern gemahlen, bis der Betrieb 1960 eingestellt wurde. Seit 1970 ist die Mühle im Besitz der Gemeinde und seit 1984 kümmert sich der Windmühlenverein um das alte Glanzstück, das nach aufwendigen Renovierungen heute wieder voll funktionsfähig ist. Zusammen mit dem alten Hausbrunnen und dem alten Backhaus aus Averfehrden, das man hierher versetzt hat, bildet das Ganze ein so stimmungsvolles Arrangement, dass in der Mühle inzwischen gerne Trauungen vorgenommen werden.