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Moin, Ihr Lieben! Was kann ich euch denn Gutes tun? Einen Schnaps und ein Pils – oder lieber eine Tasse Kaffee?
Schön, dass ihr zu mir gefunden habt. – Zeigt aber, dass ihr einen zielsicheren und guten Geschmack habt! Unser Lindenhof ist nämlich Wildeshausens erste Adresse! Naja, vielleicht nicht die allererste, aber wir sind schon gut dabei! Seit dem Jahre 1800 hat das Haus nämlich bereits eine Schankkonzession. Stellt euch das mal vor! Nicht schlecht, was?
Und wir haben eine große Geschichte, (haha!) jedenfalls groß für eine Stadt wie Wildeshausen. Aber wie heißt es so schön: Auf die innere Größe kommt es an, nicht wahr? Naja, wisst ihr, in meiner Jugend lebte ich in Bremen, und das ist ja nun schon ein ganz anderer Schnack. Aber ganz ehrlich: Ich bin froh, dass es mich ins liebe Wildeshausen verschlagen hat, und ich werd´ einen Deibel tun, hier noch mal wieder wegzugehen! Aber zurück zu unserer Geschichte. Ihr wisst ja, dass wir hier hinterm Haus noch einen Saal haben, nicht? Da gab es schon seit den 60er-70er Jahren des 19. Jahrhunderts gediegene Tanzveranstaltungen oder es wurde Theater gespielt. Aber dann, um die Jahrhundertwende, wurde es rein doll. Der damalige Besitzer des Saales, ein Herr Immohr ließ hier einen Kinematographen aufstellen. Mit dem konnte man zum ersten Mal bewegte Bilder vorführen! Das war also das erste Mal so etwas wie Kino in Wildeshausen! Seht ihr, also doch das erste Haus am Platze, zumindest, was unser Kino angeht. Aber wir haben noch viel mehr zu bieten. Einer der Vorbesitzer des Lindenhofes war ein Herr Benecke, ja genau, der Verfasser des Wildeshauser Schützenliedes, der Wildeshauser Hymne. In einer Textzeile heißt es da (intonieren): „Bei K‘logen Willi in dem Saale, bei Immohr und in Beneckes Hall, und auch in Stegemanns Lokale, erschallt manch Lied und freies Wort.“
Aber wir sind ja nicht nur im Großen bedeutend (haha), ja, im Großen - schön nicht? – sondern auch im Kleinen, ganz Alltäglichen. Wir haben hier so manchen Stammtisch. Und die jungen Leute, die hier regelmäßig zu Gast sind, nennen mich entweder „Mutter Marianne“ oder einfach nur „Mutter“. Na, das sollen die ihre Eltern mal nicht hören lassen, aber ich muss sagen, ich find´s schön, denn es zeigt die Art des Miteinanders, die wir hier haben. Außerdem darf eine „Mutter“ einem auch mal die Ohren langziehen, wenn der Unsinn, den man treibt, zu übermütig wird. – Oder auch wenn ich den Burschen sage, wenn sie genug haben!
Ja, seit 1937 gehört uns der Lindenhof. Erst meinem Vater, seit 1951 mir. Ist viel passiert in der Zeit. Viel Gutes, aber auch manch Schlechtes. Aber davon wollen wir gar nicht erst anfangen. Ihr Lieben, nun erzählt ihr doch mal: Wo kommt ihr denn her? Und was wollt ihr denn nun trinken?