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Puh! Auf dieser Seite, östlich von Bad Iburg an der Straße Richtung Hilter, geht es viel geruhsamer und weit weniger aufreibend zu als auf der anderen Seite, Richtung Lienen. Denn wenn man dort nicht beständig aufpasst, hat man unversehens ein Stück europäische Geschichte überfahren! Einfach so! Zack!
Wahrscheinlich haben Sie geglaubt, dass hier zwischen den benachbarten Gemeinden nur ganz harmlose, klitzekleine Grenzen liegen, aber nein! Bei Bad Iburg liegt eine Kreisgrenze, und darüber hinaus auch noch die Grenze zwischen Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen! Und wenn man diese Grenze auch noch historisch betrachtet, dann ist sie sogar eine waschechte Staatsgrenze! Iburg war nämlich lange Zeit Residenzort des Bistums Osnabrück. Das westlich gelegene Lienen dagegen gehörte zur Grafschaft Tecklenburg. Wie vielerorts wurden diese mittelalterlichen Strukturen im 18. und 19. Jhd. überformt und es bildeten sich größere Staatsgebilde heraus. Das alte Tecklenburg gehörte nun zum Königreich Preußen, während Osnabrück an das Königreich Hannover fiel, deren Herrscher, nebenbei bemerkt, über ein Jahrhundert hinweg zugleich auch Könige von England waren. Pointiert gesprochen verlief hier in der Region also die preußisch-englische Grenze.
Und zu allem Überfluss kommt jetzt auch noch Frankreich mit ins Spiel. Napoleon beherrschte über eine Reihe von Jahren hinweg fast ganz Europa, auch Deutschland. Auf sein Betreiben hin wurde die staatliche Ordnung Mitteleuropas gänzlich neu geordnet. Und selbst als Napoleon gestürzt worden war, hat man vieles nicht rückgängig gemacht. Als Ersatz für das Deutsche Reich, das unter Napoleons Herrschaft aufgelöst worden war, einigten sich die Fürsten 1815 auf einen „Deutschen Bund“. In dem saßen nun das mächtige Preußen und das Königreich Hannover nebeneinander. Aber ein Zollabkommen hatten die beiden nicht. Das heißt, wenn Sie sich vor 200 Jahren in unserer Gegend als Grenzgänger betätigt hätten, hätte Sie vermutlich ein Zöllner angehalten und erst einmal rechtschaffen befragt.
Das ist natürlich alles lange her. Und wenn diese Grenze mittlerweile auch sehr viel mehr verbindet, als dass sie trennt, so liegt sie doch immer noch dort, quer durchs Land. Und jeden Tag wird sie tausendfach einfach so überfahren! Zack!
Ach, wie geruhsam ist es da doch auf dieser Seite Bad Iburgs.