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In Elsfleth gab es in alter Zeit eine Fähre über die Weser. Der Fährmann hieß Jan Harm, doch weil er feuerrotes Haar hatte, nannten ihn die Leute nur „Rode Jan Harm“. Obwohl er sich tagtäglich abmühte, blieb er stets ein armer Schlucker. Aber eines Tages geschah etwas, das alles veränderte…

Kaufmann: He, Fährmann. Hol över!
Jan Harm: Ja, kommt nur an Bord.
Kaufmann: So, o, Vorsicht. Ja, so geht es.
Jan Harm: Ihr seid schwer bepackt.
Kaufmann: O, ja, die Last wiegt schwer. Doch deshalb werde ich wohl nicht für zwei bezahlen müssen, oder, haha?
Jan Harm: Macht euch darum keine Sorgen.
Jan Harm: Aber stellt eure schwere Last doch ab.
Kaufmann: Vielleicht habt Ihr Recht.
Jan Harm: Nun, Herr, das klingt nach mehr als nur nach einer Last. Dann wird es Zeit, die Überfahrt zu löhnen.
Kaufmann: Wir sind doch erst mitten auf dem Fluss!
Jan Harm: So sei es!
Kaufmann: Und? Was habe ich euch zu zahlen?
Jan Harm: Nichts Geringeres als euer Leben!
Kaufmann: Aaah!
Jan Harm: Der Fluss trägt ihn ins Meer! Doch seinen Fährzins hat er dagelassen - eine prallgefüllte Kiste voller Münzen!

Jeder fragte sich, woher er seinen plötzlichen Reichtum wohl habe. Doch das störte ihn nicht, denn fortan lebte Rode Jan Harm in Saus und Braus. Mit seinem Tod holte ihn die Untat jedoch ein. Als Wiedergänger musste er umgehen. Lange Zeit konnte man ihn nicht bannen, denn er war ruhelos und furchtbar stark. Doch schließlich schaffte ein tüchtiger Pfarrer ihn weg von hier. Sein Geist wurde in den Wildenloh gebannt, ein wildes morastiges Waldgebiet an der Stadtgrenze zu Oldenburg. Dort muss er Bickbeerenblätter zählen bis zum Ende aller Tage. So geht er dort bis heute um, und man sollte sich hüten, ihn nachts dort aufzustöbern.