Oldenburg

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Ja, wenn dieses Haus erzählen könnte, das hätte bestimmt so einige Döntjes auf Lager! Kann es ja aber leider nicht, deshalb müssen wir es umgekehrt halten: Ich erzähle Ihnen etwas über dieses Haus.

Das Degodehaus ist nicht nur eines der schönsten Häuser Oldenburgs, sondern auch eines der ältesten. Auf dem Kupferstich von Pieter Bast, der die Stadtansicht von 1598 zeigt, ist es schon hinter dem alten Rathaus an der Ecke zur Kleinen Kirchenstraße zu sehen, allerdings nicht in seiner jetzigen Ausgestaltung. Das wäre auch gar nicht möglich, denn das um 1502 erbaute Haus erhielt erst 1617, also ca. 20 Jahre nach Erstellung des Bastschen Kupferstichs, seinen Prachtgiebel.

Wie in anderen Städten auch, bauten die Wohlhabenden und Einflussreichen ihre Häuser repräsentativ direkt am Markt. So entspricht das Degodehaus von seiner Lage her durchaus dem gängigen Typ des Patrizierhauses, hinsichtlich seines Baumaterials dagegen nicht unbedingt. Die wenigsten Häuser in Oldenburg waren aus Stein. Ein Reisender, der Ende des 16. Jhds. in Oldenburg abstieg, berichtet davon, die Stadt sei aus reinem Lehm gebaut, dh. also aus Fachwerk. Aber immerhin hatte man schon durchgesetzt, dass die Dächer mit Ziegeln gedeckt sein mussten, ein entscheidender Vorteil gegenüber strohgedeckten Häusern, die allzu leicht in Flammen aufgingen. Trotzdem kam Oldenburg um einen verheerenden Stadtbrand nicht herum: 1676 schlug der Blitz gleich an drei Stellen gleichzeitig ein und das Feuer legte den Großteil der Stadt in Schutt und Asche. – Allerdings nicht hier, denn der Stadtsüden mit dem Markt, der Lambertikirche und dem Schloss blieb verschont. Ein Grund mehr, warum das Degodehaus ein besonderes Kleinod Oldenburgs ist. Es ist eines der übriggebliebenen Häuser, die schon standen, als die Stadt noch gräfliche Residenz war. Und natürlich hat das Haus auch etwas mit den Grafen zu tun, sogar mit dem berühmtesten, Anton Günther. Er schenkte dieses Haus nämlich seinem Geheimen Rat Mylius von Gnadenfeld zur Hochzeit. Dieser hatte ein solches Geschenk auch wahrlich verdient, war er doch einer der wichtigsten Diplomaten Anton Günthers gewesen, der seinen Anteil daran hatte, dass Oldenburg von den Gräueln des 30jährigen Krieges verschont geblieben war. Im Degodehaus befindet sich noch eine bemalte Holzdecke aus dieser Zeit. Es zeigt in zeitgenössischen Allegorien die vier bekannten Kontinente, Australien fehlte damals noch. Um 1800 war der Zeitgeschmack über die Malerei des Barock hinweggegangen und man verdeckte die Bilderpracht mit einer sachlichen Stuckdecke. Erst 1992 fand man bei Renovierungsarbeiten die bemalte Decke wieder.

Seit 1860 bewohnte Wilhelm Degode aus Jever mit seiner Familie das Haus, daher der Name. Sein in diesem Haus geborener Sohn Georg Wilhelm Degode sollte eigentlich die väterliche Kaffeerösterei übernehmen, aber wie es manchmal so geht: dazu hatte dieser einfach keine Lust und wurde schließlich lieber ein bekannter Landschaftsmaler.

Heute ist das Degodehaus ist noch eine gefragte Geschäftsadresse im Herzen Oldenburgs - und dazu eine ausgemachte eine Augenweide.