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In den Dammer Bergen lebt ein urzeitlich anmutendes und wahrhaft majestätisches Tier! Schon die alten Germanen hielten es für heilig und sprachen ihm magische Eigenschaften zu. Es trägt den klangvollen Namen „Lucanus cervus“. Es ist der Feuerwurm, der gepanzerte Geweihträger, der König aller Käfer: der Hirschkäfer!
Der imposante Bursche wird bis zu 8 cm groß und hat auffällig große Oberkiefer, sog. „Mandibeln“, die ihm sein stolzes und etwas martialisches Aussehen geben. Die Ähnlichkeit zum Geweih eines Hirsches ist sofort augenfällig, daher auch sein Name. Allerdings gilt das nur für die männlichen Exemplare dieser Spezies. Frau Hirschkäfer ist nur etwa halb so groß wie er und trägt auch nicht solche ausgeprägten Extremitäten vor sich her. Aber schließlich ist ihre Aufgabe auch eine ganz andere als die seine.
Während des Frühsommers erklettert er den Stamm einer Eiche, um dort an einer verletzten Stelle der Rinde von den Baumsäften zu naschen. Dort wartet er nun auf seine Holde, muss sich aber, bevor seine Werbung zum Erfolg kommt, vielfach beweisen. Vielleicht muss er einen Specht vertreiben, der an Ort und Stelle sein eigenes Geschäft betreibt, vielleicht muss er mit brachialer Gewalt einen Konkurrenten den Baum hinunterstürzen, wobei ihm sein stattliches „Geweih“ beste Dienste leistet. Währenddessen muss er aufpassen, dass ihn nicht ein beutegieriger Vogel wegschnappt. Wenn er übrigens zu tief ins Glas schaut, nämlich wenn die Eichensäfte schon am Gären sind und Alkohol produzieren, hat er kaum noch echte Chancen, da darunter sowohl seine Durchsetzungsfähigkeit als auch seine Potenz leiden. Tja, das geht auch dem Hirschkäfer so!
Etwa eine Woche nach seinem Gipfelsturm folgt ihm Frau Hirschkäfer an die besagte Nahrungsquelle an der Baumrinde, um sich dort mit ihm zu paaren. Erneut erweist er sich als durchaus mannhaft. Bis zu drei Tage lang sitzt er über der Dame seines Herzens, um einerseits die Fortpflanzung zu gewährleisten, sie andererseits aber vor Fressfeinden zu beschützen, ein echter Kerl! Das Ganze hat natürlich auch seinen tieferen Sinn. Denn mit der erfolgten Begattung hat das Männchen seine biologische Funktion erfüllt, d.h. wenn er nun weggeschnappt wird, ist das nicht mehr so furchtbar tragisch. Die Hauptaufgabe fällt nun Frau Hirschkäfer zu: Sie klettert vom Baum und sucht sich einen geeigneten Ort, um ihre Eier abzulegen.
Und genau da steckt schon seit Längerem das Problem. Der Lebensraum des Hirschkäfers ist immer kleiner geworden, zudem hat viele Jahrzehnte der Laubbaumanteil in unseren Wäldern deutlich abgenommen, weil man vor allem mit schnell nachwachsenden und wieder nutzbaren Nadelhölzern aufgeforstet hat. Deshalb gilt der Hirschkäfer mittlerweile als stark gefährdet.
Aber in den Dammer Bergen gibt es ihn noch. Hier hat man zudem einige Hirschkäfer-Meiler angelegt, d. h. Bodenzonen, in denen die Käfer genau die Bedingungen vorfinden, die sie zur Eiablage benötigen. Aber auch Besucher der Dammer Berge können mithelfen, den noch vorhandenen Bestand zu sichten und zu dokumentieren. Wenn Ihnen also zwischen Mai und Juli der Hirschkäfer vor Ort begegnet, melden Sie ihn bei unserer Hirschkäfer-Hotline. Kein Scherz! Genauere Information dazu finden Sie unter www.hirschkaeferparadies-dammer-berge.de