Neuenkirchen

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Lünort ist heute ein Ortsteil von Neuenkirchen, den es allerdings noch gar nicht so lange gibt. Die alte Flurbezeichnung „Lünhorn“ machte deutlich, dass es sich dabei um eine Anhöhe handelte, die weiten Teils von Heide bewachsen war.

Lünhorn gehörte zu den sog. „Marken“ der Bauern in Neuenkirchen, Lintern und Üffeln, d.h. die Einwohner der Ortschaft nutzten gemeinsam das Gelände, ohne dass ein Einzelner Anspruch auf dessen Besitz hatte. Dort hatten die Pferde, Schweine und Rinder der Bauern ihre Weidemöglichkeiten, Schafe und Bienen wurden hier gehalten, Holz als Baumaterial gehauen und die Heide fand Verwendung als Streu in den Viehställen oder auch als Material, um die Dächer einzudecken. Das angrenzende Moor lieferte zudem den Torf, der als Brennmaterial dringend benötigt wurde. Die Aufsicht führte der jeweilige Bauer des Schultenhofes zu Neuenkirchen. Er war von dem hiesigen Lehnsherrn, dem Bischof von Osnabrück, damit beauftragt, die sog. „Holzgrafschaft“ auszuüben.

Die Anhöhe vom Lünhorn war eine weitgehende Wildnis, daher hatten die ansässigen Bauern auch so manches Mal dort mit Widrigkeiten zu kämpfen. Überliefert ist, dass der zuständige „Holzgraf“ während des 17. und 18. Jhds. die Einwohner der umliegenden Dörfer immer wieder zu Wolfstreibjagden aufrief, da zumal die Schafbestände regelmäßig deutlichen Schaden nahmen.

Die Zivilisation hielt zunächst nur langsam Einzug. Der erste Schritt war die Errichtung einer Windmühle im Jahre 1765, danach geschah für lange Zeit erst einmal nichts weiter, bis die gemeinsam genutzten „Marken“ ab 1822 auf die einzelnen Bauern als Landbesitz aufgeteilt wurde. Sehr sozial war dabei das Vorgehen nicht, denn wer ohnehin schon großen Landbesitz hatte, wurde entsprechend auch mit einem großen Anteil bedacht, Heuerleute, die ihr Land nur gepachtet hatten, gingen dagegen leer aus.

Zur ersten Parzellierung und Bebauung kam es erst, nachdem 1928 das Linterner Moor entwässert worden war. Nach dem 2. Weltkrieg wurde die soziale Schieflage, die nach der Aufteilung der „Marken“ entstanden war, etwas nachgebessert, indem unter der Regide des örtlichen Pfarrers Dechant Starp die Kirche Erbbaugrundstücke bevorzugt an Heuerlingsfamilien vergab.

In den 1950er Jahren erhielt die neue Siedlung schließlich unter dem Namen „Lünort“ ihre eigene Ortssatzung und einen Bebauungsplan. So war aus der früheren Heide-, Busch- und Moorlandschaft schließlich ein lebendiger Ortsteil Neuenkirchens entstanden.