Foto: Heinz Hussmann

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Hier hatten einmal Frauen das Sagen! Genauer gesagt, waren es Benediktinerinnen, die hier das Kloster bewohnten, das dem Kirchdorf Kloster Oesede seinen Namen gab.
Das Kloster war im 12. Jahrhunderts von Graf Ludolf von Oesede und seiner Frau Thedela gestiftet worden. Der Graf stellte dafür seine Stammburg zur Verfügung, denn er hatte keinen männlichen Erben. In dem Kloster sollten die Töchter des Grafen, die unverheiratet blieben, eine sichere Heimstatt finden. Goda wurde die erste Priorin, ihre Schwester Regenwita Küsterin.
Die Benediktinerinnen verstanden es zu wirtschaften, deshalb häuften sie im Laufe der Jahrhunderte einen stattlichen Klosterbesitz an. Vom 16. bis 18. Jahrhundert betrieb das Kloster sogar Steinkohleabbau.
Auch widmeten sich Die Oeseder Benediktinerinnen der Wohlfahrt. Sie versorgten notleidende Einwohner des Kirchspiels mit Nahrung. Die Armen erreichten den Eingang zur Klosterküche über die so genannte Hungertreppe.
1803 wurde das Kloster wie viele andere durch den von Frankreich erzwungenen Säkularisierungsbeschluss aufgelassen. Den letzten Nonnen wurde eine jährliche Pensionszahlung zugesagt. Alles Klosterinventar wurde verkauft, außer der Ausstattung der Klosterkirche St. Johannes, die zur örtlichen Gemeindekirche wurde. Das Klostergebäude und die dem Orden gehörenden Ländereien gingen völlig in staatlichen Besitz über, bis sie schließlich von der Bauerschaft Kloster Oesede gekauft wurde.
Neben der alten St. Johanneskirche und dem Konvent vom Ende des 18. Jhds. ist von dem Baubestand des Klosters nur noch die Klosterpforte übriggeblieben. Dieses 1704 erbaute Torhaus war der einzige Zugang zum Kloster. Nach der Auflassung der Abtei ist die Klosterpforte insbesondere als Wohnhaus benutzt worden. Hier lebte Anfang des 20. Jhds. z.B. der Schriftsteller Arthur Gläser. Unter seinem Pseudonym Albrecht Hömer veröffentliche er seinerzeit z.B. den sehr erfolgreichen Roman „Der Wind vor Tag“. Heute ist er allerdings fast nur noch dem Fachpublikum bekannt.
Nachdem das Gebäude einige Jahre leer gestanden hatte, wurde 1988 der Förderverein zur Erhaltung der Klosterpforte gegründet. Dieser bewältigte mit viel Aufwand und tatkräftiger Hilfe des Heimatvereins die dringend notwendige grundlegende Sanierung.
Durch diesen Einsatz ist ein wesentliches Stück der Klostergeschichte erhalten geblieben und schmückt nun weiterhin das Ortsbild.
Heute nutzen insbesondere der Heimatverein Kloster Oesede und dem Heimatbund die Räumlichkeiten der Klosterpforte. Auch werden sie immer wieder durch Ausstellungen oder diverse Veranstaltungen der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt.
Seit einigen Jahren kann man sich auch in der romantischen Atmosphäre der alten Klosterpforte trauen lassen.