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Früher war vielfach das Prinzip des „Learning-by-doing“ gang und gäbe. Das galt auch für die Seefahrt. Mit 13 oder 14 heuerte man als Schiffsjunge auf einem Schiff an und wuchs über die Jahre hinweg in die Seefahrt hinein. Doch die Fahrt nach Übersee löste schließlich die Küstenschifffahrt ab, die Schiffe wurden größer, schneller und auch technisch aufwendiger. Daher wurde eine nautische Schulung immer dringlicher, insbesondere für das Führungspersonal.
Im 19 Jhd. war Elsfleth neben Hamburg und Bremen der größte deutsche Reedereistandort mit zeitweise bis zu 107 Schiffen, die hier beheimatet waren. Daher wusste man hier mehr noch als anderswo, dass die Seefahrt nottut – und zwar auf Grundlage einer anständigen Ausbildung. Bereits 1832 wurde auf Antrag von 10 Elsflether Reedereien eine Navigationsschule gegründet. 100 Jahre lang durchliefen hier viele Generationen von Seeleuten ihre Ausbildung, bis man in der Weltwirtschaftskrise ins Schlingern geriet. Der Oldenburger Landtag liebäugelte 1932 sogar damit, die Schule aus Kostengründen zu schließen. Nur der massive Widerstand im Direktorium, der von Elsflether Stadtverwaltung mitgetragen wurde, verhinderte damals Schlimmeres. Das Aus kam allerdings dann doch, nämlich 13 Jahre später, kriegsbedingt. Und auch nur zwischenzeitlich, denn schon im Dezember 1945 konnte der Schulbetrieb durch das Engagement und die Hartnäckigkeit einer Reihe von Elsflether Kapitänen der Schulbetrieb wieder aufgenommen werden.
Und der Erfolg gab den zunächst bescheidenen neuen Anfängen recht. Es erfolgte eine stetige Erweiterung und Professionalisierung. 1971 wurde die Seefahrtschule als eigener Fachbereich der Fachhochschule Oldenburg angegliedert. Neue Studiengänge wurden eingeführt wie Seeverkehrs- und Hafenwirtschaft, Internationales Transportmanagement oder maritimes Management. Im Verlauf der Jahre wurde der Maritime Campus angesiedelt mit Hochschule, Berufsschule für Schiffsmechaniker, Wohnheimen, Mensa, Bibliothek und den maritimen Forschungs- und Trainingszentren. Tatsächlich ist der Fachbereich Seefahrt und Logistik heute die größte maritime Hochschuleinrichtung in ganz Westeuropa.