Naturerlebnis Leinepolder

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Die Ortschaft Hollenstedt ist uralt und verfügt über eine sehr wechselvolle Geschichte. Funde belegen, dass hier schon in der mittleren Steinzeit gesiedelt wurde. Sachsenherzog Otto der Erlauchte erwähnt um das Jahr 900 in einer Urkunde Hollenstedt das erste Mal namentlich.
Die Ortschaft reicht bis weit an den Leinepolder heran, ja eigentlich sogar darüber hinaus.
Wie eine steinerne Inschrift heute noch bezeugt, stand hier am Rand der Ortschaft seit 1538 eine große Wassermühle. Dieser Mühlenbetrieb war zu seinen besten Zeiten mit 5 Wasserrädern ausgestattet und bestand aus einer Mahl-, einer Öl-, und einer Sägemühle. Die ganze Anlage wurde an einen Müller verpachtet, der auch sämtliche zum Betrieb gehörenden Wasserstauanlagen zu beaufsichtigen hatte. Seit für die 1686 gegründete Saline in Sülbeck mehr als 100 hannoversche Soldaten von Hollenstedt aus den sogenannten Salzgraben als Wasserzufuhr hatten anlegen müssen, war der Pächter der hiesigen Mühle auch für dessen Einlassschleuse zuständig.
Im Jahr 1870 hatte die Pächterfamilie Lockemann die Gelegenheit, die Mühlen in Hollenstedt und Sülbeck, dazu die dortige Saline vom Staat Preußen zu erwerben und gründete damit einen kleinen Industriebetrieb. Infolgedessen hielt die Moderne mit atemberaubenden technischen Neuerungen ihren Einzug: 1894 wurde eine erste Telefonleitung zwischen der Hollenstedter Mühle und der Saline Sülbeck verlegt.
Nach einem Großbrand in der alten Mühlenanlage erfolgte ein Neubau, der die alten Mühlenräder durch Turbinen ersetzte. Dadurch erhielt die Mühle eine zusätzliche, äußerst wichtige Funktion: Sie wurde nämlich zu einem Wasserkraftwerk, das alle umliegenden Dörfer und die Stadt Northeim ab 1912 mit elektrischem Strom versorgte. Hochachtungsvoll sprachen die Einheimischen davon, dass die Lockemanns dem Leinetal das Licht gebracht hätten.
Viele Jahre taten Mühle und Turbinen ihren Dienst, doch schließlich, lange nach ihrer Stilllegung, musste im Zuge der Einrichtung des Leinepolders und der Trassenführung der Landstraße 572 der größte Teil der alten Anlage weichen. 1982 erfolgte der Abriss. Nur das Wohnhaus der Familie Lockemann steht noch heute am Ende der Straße, die noch immer den Namen Mühlenweg trägt.