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Überall im Oldenburgischen ist der sagenhafte Graf Anton Günther noch heute sehr präsent – und das obwohl er bereits vor über 350 Jahren im Rasteder Schloss seinen letzten Seufzer tat. Gerade auch für Elsfleth ist Anton Günther von ganz besonderer Bedeutung.
Die Weser war von alters her ein wichtiger Handelsweg, daher hatten die Oldenburger Grafen bereits im 16. Jhd. es darauf abgesehen, hier einen lukrativen Zoll einzurichten. Das ging allerdings nicht ohne die Zustimmung des Reiches und des Kaisers, so dass es viele Jahrzehnte und eine hartnäckige wie geschickte Verhandlungsführung brauchte, bis das Ziel endlich erreicht war. Anton Günther war berühmt für seine „Pferdediplomatie“, was nichts anderes bedeutete, als dass er Entscheidungsträger mit ganzen Herden aus der bekanntermaßen hochkarätigen Oldenburger Pferdezucht bedachte, sie also, auf Deutsch gesagt, bestach. Allerdings galt das im barocken Deutschland keineswegs als anrüchig. Im Gegenteil. Es galt eher das Motto: Wer hat, der hat!
Als es 1624 endlich so weit war, wurde die Zollstation hier in Elsfleth eingerichtet, was sofort die Bremer auf den Plan rief. Sie hatten über Jahrzehnte hinweg den Weserzoll bekämpft und wollten sich mit ihrer Niederlage nicht abfinden. Sie durchbrachen die Zollschranken, durchschnitten den Elsflether Fischern die Netze und beschossen die Zollstation sogar mit Kanonen. Doch schließlich nutzte alles nichts. Der Kaiser setzte die Bremer unter Reichsacht, bis sie sich letztlich mit einer horrenden Entschädigungszahlung auslösen mussten.
Nach einigen Jahren ließ sich Graf Anton Günther mit Mitteln des Weserzolls ein Schloss in Elsfleth errichten, das hier heute noch steht. Erst 2006 wurde es aufwendig saniert und beherbergt heute Büro- und Verwaltungsräume der Stadt sowie das Trauzimmer des Standesamtes.
Der Weserzoll blieb als kostbares und langlebiges Erbe des Grafen bis 1820 bei der Herrschaft Oldenburg. Aber selbst als die Oldenburger des Zolls schließlich verlustig gingen, erhielten sie dafür eine wahrhaft fürstliche Entschädigung: Das gesamte Oldenburger Münsterland und das Amt Wildeshausen wurden Oldenburg zugeschlagen und damit das Staatsgebiet fast verdoppelt. Aus der ehemaligen Grafschaft war ein Großherzogtum geworden, das erst seine Selbstständigkeit verlor, als 1946 das Land Niedersachsen gegründet wurde.