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Die Bartholomäuskirche von Golzwarden ist ein Wahrzeichen der einstmaligen friesischen Freiheit an der Unterweser. Als Zentrum für das neu eingerichtete Kirchspiel Golzwarden wurde die Kirche 1263 erbaut. Sie war eine kleine romanische Kirche aus rotem Backstein, die darüber hinaus mit einem Wehrturm versehen wurde und von Wall und Gräben umgeben war. So diente sie einerseits als Fluchtburg vor heranrückenden Feinden als auch zum Schutz vor Sturmfluten, denn das Gotteshaus war, wie noch immer gut erkennbar ist, auf einer Wurt gebaut, die noch heute etwa vier Meter über den Meeresspiegel aufragt.

Als Wehrkirche an der Grenze dreier Machtbereiche hat sie dann auch einiges an kriegerischen Auseinandersetzungen miterlebt: Die Oldenburger wollten an die Unterweser ausgreifen, die Bremer wollten die Weser bis zur Meeresmündung beherrschen und für ihren Handel sichern und die Friesen wollten sich weder dem einen noch dem anderen Herren beugen. Schließlich hatten aber die Oldenburger das längere Ende für sich und unterwarfen große Teile des linken Weserufers. 1514 war es vorbei mit der friesischen Freiheit und Golzwarden musste sich darin fügen, zukünftig dem Grafen zu Oldenburg untertan zu sein. Damit die Friesen aber nicht auf den Gedanken kämen, noch einmal den Aufstand zu proben, wurden die Wehranlagen der Kirche geschleift. Aus dem Material des Wehrturms wurde ein freistehender Glockenturm gebaut, der aus Gründen der Statik eine eigenwillige Form erhielt.

Die Glocken in diesem Turm haben ebenfalls eine interessante Geschichte. Die ältere der beiden stammt aus dem Jahr 1440 und ist eigentlich die Glocke der Nikolaikirche im ammerländischen Edewecht. Vermutlich ist sie während der sog. Grafenfehde im 16. Jhd. nach Golzwarden gelangt, als Söldner des Erzbischofs von Münster das Ammerland mehr als einmal plünderten und dabei auch die eine oder andere Kirchenglocke mitgehen ließen. Die Golzwardener haben die Glocke wahrscheinlich damals günstig von durchziehenden  münsterschen Söldnern erstanden.

Die zweite Glocke ist wohl nach einem Riss 1751 neu gegossen worden. Nach ihrer Inschrift bittet ihr Geläut um Abwendung von Feuer, Wasser, Krieg und Plage.

Der Innenraum ist mit einer ganzen Reihe bemerkenswerter Kostbarkeiten aus vielen Jahrhunderten ausgestaltet. Wie in vielen anderen bäuerlichen Gemeinden findet sich auch hier eine Empore, auf denen die reichen Bauern früher ihren Sitzplatz hatten, während unten im Schiff das Fußvolk stehen musste. Ein ganz besonderer Schatz aber ist die Orgel. Sie ist zwar im Grunde keine echte Arp Schnitger Orgel mehr, da im Laufe der Jahrhunderte wesentliche Teile der Orgel erneuert worden sind, aber immerhin die repräsentative Außenansicht, der sog. Prospekt, ist noch immer das originalgetreue Werk des großen Meisters des norddeutschen Orgelbaus, der gebürtig der Gemeinde in Golzwarden entstammte und in dieser Kirche getauft wurde.