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Der Brink war noch vor einigen Jahrzehnten ein bisschen so etwas wie eine eigene Welt. Die „Brinker“, wie die Einwohner des Brinks von den übrigen Lastrupern genannt wurden, waren ein recht buntes Völkchen. Im Gegensatz zu den anderen waren sie in der Regel keine Bauern, weil der Boden auf dem Brink sandig ist und für die Landwirtschaft wenig taugt. Hier wohnten eher Handwerker, Händler und der Pastor, also irgendwie Leute, die nicht von der Stange waren. Auch gab es da die beliebte Bäckerei Möhlenkamp – ob ich mit denen verwandt bin, habe ich leider bis jetzt noch nicht herausfinden können; oder auch die Schmiede, wo damals noch die Pferde beschlagen wurden.
Die „Brinksitter“ waren eine ziemlich eingeschworene Gemeinschaft. Einer der Gründe dafür war sicherlich auch, dass sie - und zwar fast ausschließlich - die Lastruper Ortsfeuerwehr bildeten. Das Spritzenhaus stand nämlich auf dem Brink, und wenn die Sirene losging, dann kamen alle wackeren Feuerwehrmänner, so schnell es eben ging, angerannt und besetzten den Spritzenwagen. Oftmals gab es dabei regelrechte Wettrennen, denn, wie immer im Leben, wer zuerst kommt, mahlt zuerst – oder wie in unserem Falle: Wer zuerst kam, durfte das Spritzenauto fahren. Warum die Feuerwehr nur aus Brinkern bestand, ergibt sich im Grunde von selbst. Alle anderen hatten einen viel zu weiten Weg, um rechtzeitig zu den Einsätzen zu erscheinen. Sonst hätten die Brinker ja jedes Mal auf die anderen warten müssen, und das ging im Falle eines Brandes natürlich gar nicht! Der Einzige, dem noch erlaubt war, als Nicht-Brinker der Feuerwehr anzugehören war ein Kfz-Meister, der an der heutigen Bundesstraße seine Werkstatt hatte. Er besaß nämlich ein eigenes Auto. Daher konnte er dem Spritzenwagen hinterherfahren, selbst, wenn die anderen bereits zum Einsatz ausgerückt waren. Außerdem hatte er die ehrenvolle Aufgabe, sich fachgerecht um das Herzstück der Wehr, den Spritzenwagen zu kümmern.
Das alles ist nun schon lange vorbei. Vieles hat sich im Laufe der Jahrzehnte verändert, die letzten Handwerksbetriebe haben den Brink schon lange verlassen, mittlerweile erstreckt sich hier ein ansprechendes Wohngebiet. Auch hat Lastrup seit einigen Jahren ein anderes, ein neues Feuerwehrhaus, allerdings nach wie vor im Nahbereich des Brink.
Was geblieben ist, sind noch einige der alten Häuser und die Eichen, die die „Brinksitter“ vor mehr als 100 Jahren pflanzten. Sie bilden noch immer das stille Herz der alten Ortschaft.