Holtriem

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Die Ziegelei in Nenndorf ist wahrhaftig ein lebendiges Industriedenkmal. Ende des 19. Jhds. gegründet wird sie seit 1904 in ununterbrochenem Familienbetrieb geführte. Die hochwertigen Steine, die hier gebrannt werden, finden überall in Deutschland und Europa ihre Abnehmer.
Die Nenndorfer Ziegelei hat zwei traditionsbewusste Besonderheiten aufzuweisen. Das eine ist die Art der Befeuerung, die hier seit alters her mit heimischem Brennstoff, also mit Torf erfolgt. Das andere ist der Ofen, in dem hier seit 1904 die Klinker gebrannt werden. Es ist ein Hoffmannscher Ringofen, benannt nach dem Mann, der diese Art von Öfen im 19. Jhd. bekannt gemacht hat. Und er funktioniert nach folgendem Prinzip: Die 18 Kammern des Ofens gruppieren sich in Form eines Ringes, deshalb sein Name. Jede einzelne Kammer hat nun im Produktionsverlauf ihre spezielle Funktion. Das bedeutet aber nicht, dass in jeder einzelnen Kammer immer das Gleiche geschieht. Im Gegenteil: die Funktion wechselt tagtäglich, indem der Produktionsvorgang von einer zur nächsten Kammer weiterrutscht. Wenn also an einem Tag in der Kammer die Tonrohlinge gestapelt werden, so werden sie hier am nächsten Tag durch die Hitze des Brandes in den Nachbarkammern schon einmal vorgewärmt. An den darauffolgenden Tagen geschieht dann der eigentliche Brennvorgang mit Vor-, Haupt-, und Nachfeuer, bis danach die Abkühlungsphase beginnt und nach insgesamt 14 Tagen der Stein fertig ist. Immer wenn ein Produktionsschritt in einer Kammer vollzogen ist, wandert er also in die nächste Kammer weiter, so dass er ein ums andere Mal den gesamten Ring durchläuft – und das seit über einem Jahrhundert!
Gesteuert wird das ganze System durch die Befeuerung: Das Brenngut, und das ist bei uns traditionell der Torf, wird vom Brennmeister per Hand den einzelnen Kammern zugeführt. Er sitzt dabei eine Ebene über den Kammern und befüllt von oben die Schürlöcher, die in die Kammer hineinführen. Wann er den Brenntorf nachzufüllen hat, um die richtige Temperatur zu halten, weiß er aus langer Erfahrung, die von Generation zu Generation weitergegeben wurde.
Unsere Ziegelei arbeitet jedoch nicht nur traditionsbewusst, sondern auch regional. Denn unseren hochwertigen Ton bekommen wir aus unseren eigenen Abbaustellen, die ganz in der Nähe der Ziegelei liegen. Von dort wird er per LKW in unsere Lehmhalle befördert, wo er später aufbereitet, gepresst und in die Form von Rohlingen geschnitten wird.
Das Ergebnis des ganzen Produktionsverlaufs sind handsortierte Ziegel, die sowohl als Außenverblendung als auch als Pflasterklinker Verwendung finden. Die Vielzahl der natürlichen Strukturen und Torfbrandfarben macht aus jedem einzelnen Klinker ein Unikat und damit zu einem im wahrsten Sinne des Wortes einzigartigen Produkt althergebrachter Handwerkskunst in Ostfriesland.