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Eine Ortschaft mit gleich zwei Bahnhöfen? Seltsam. Aber wie für fast alles gibt es auch hierfür eine Erklärung:
Hasbergen erhielt erstmals im Jahr 1870 mit der Eröffnung des Streckenabschnitts nach Osnabrück einen Anschluss an das Staatsbahnnetz. Aber etwa gleichzeitig wurde von der Betriebsbahn der Stahlhütte auch die Strecke zwischen Hasbergen und der Georgsmarienhütte fertiggestellt. Südwestlich des Ortes treffen beide Strecken aufeinander. An dieser Stelle errichteten nun die zwei Gesellschaften in direkter Nachbarschaft jeweils einen eigenen Bahnhof.
Westlich davon entstanden zudem Gleisanlagen, die den Austausch von Waggons zwischen beiden Bahngesellschaften ermöglichten. Neben dem bescheidenen Personenverkehr diente die Bahn von Beginn an vor allem der Erreichbarkeit der Georgsmarienhütte für Eisenerz und Kohle sowie dem Versand der dort gefertigten Produkte.
Um 1870 wurde im Auftrag der Staatsbahn nördlich der Gleise ein Bahnhofsgebäude aus gehauenen Sandsteinquadern errichtet. Seitlich des Gebäudes schlossen sich direkt Güterschuppen für die Verladung des Stückgutes an, die heute nur noch teilweise existieren. Auch ein ursprünglich zum Bahnhof gehöriges Toilettenhäuschen hat die Zeiten nicht überdauert.
Und dennoch, ein Wesentliches ist erhalten: Heute erstrahlt der Bahnhof wieder in seinem alten Sandsteinglanz. Die Gemeinde Hasbergen hatte das Gebäude von der Deutschen Bahn erworben und im Jahre 2011 an ein Ingenieurbüro weiterverkauft, das den Bahnhof komplett sanierte. Die erhaltene Uhr am Giebel des Hauptgebäudes verweist noch auf die Nutzung in vergangenen Zeiten. Auch der inzwischen neu gestaltete Bahnhofsvorplatz unterstreicht den Stellenwert dieser Sehenswürdigkeit, die in die Liste der Baudenkmäler in Niedersachsen aufgenommen worden ist.
Auf der gegenüberliegenden, südlichen Seite der Gleise ist der von der Georgsmarienhütten-Eisenbahn errichtete sog. „Hüttenbahnhof“ zu erkennen.
Als die betriebseigene Hüttenbahn 1870 ihren Betrieb aufnahm, waren wohl nur eine Wärterbude und eine Wasserstation für die Dampfloks vorhanden. Dem zunehmenden Personenverkehr geschuldet, bekam Hasbergen als wichtigster Umschlagsplatz der Privatbahn um 1872 ein eigenes Bahnhofsgebäude. Es ist aus sogenanntem Hüttenstein gebaut. Dieser von der Eisenhütte entwickelte Stein besteht aus Hochofenschlacke, einem Abfallprodukt bei der Stahlerzeugung, und Hüttenzement und fungierte als günstiger Backsteinersatz.
Gegenwärtig ist es noch immer so, dass die inzwischen älteste deutsche Privatbahn mit ihren Güterzügen den Rohstoff, heutzutage ist es Stahlschrott, in die eine und die fertigen Stahlprodukte in die andere Richtung transportiert. Das Kapitel Personenverkehr zwischen Georgsmarienhütte und Hasbergen ist hingegen seit 1978 beendet. Viele Arbeiter und Schüler hatten über viele Jahrzehnte die preiswerte Beförderung der Georgsmarienhütten-Eisenbahn genutzt, doch in den 70er-Jahren war die Nachfrage auf Grund des gestiegenen Individualverkehrs und der neuen Schulangebote in Hasbergen und Osnabrück zurückgegangen.
Heute fungiert das Gebäude als Heimstätte unterschiedlichster Aktivitäten der Arbeiterwohlfahrt und nennt sich AWO-Hüttenbahnhof.