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Ja, meine Lieben, es heißt ja immer, Seeleute seien abergläubisch. Das mag auch so sein, aber was wahr ist, muss auch wahr bleiben! Beim Klabautermann!
Das Schiff, das heute als „Großherzogin Elisabeth“, oder im Volksmund „Lissi“ genannt, am Kai von Elsfleth liegt, hat eine lange und geradezu unglaubliche Geschichte!
Im Jahre 1909 lief der dreimastige Schoner in einer niederländischen Werft vom Stapel und wurde auf den schönen Namen „San Antonio“ getauft. In der Kapitänskajüte stand seitdem eine Holzfigur des Heiligen Antonio von Padua, und man munkelt, dass es damit eine besondere Bewandtnis hat, denn solange diese Heiligenfigur an Bord blieb, wurde das Schiff immer wieder vor den allergrößten Gefahren bewahrt! So entging die „San Antonio“ während des 1. Weltkriegs nur um Haaresbreite einer Seemine. Ein anderes Mal verrutschte bei einem Sturm vor Gibraltar die Ladung und das Schiff geriet in bedenkliche Schieflage. Aber die gesamte Mannschaft rackerte dagegen an, während die Frau des Kapitäns, die offenbar ihren Mann zu stehen wusste, am Steuerruder das Schiff auf Kurs hielt. Nur einige Zeit später rammte ein großer amerikanischer Passagierdampfer bei Windstärke 11 die „San Antonio“. Doch wieder hielt der Heilige seine schützende Hand über das Schiff. 1940 half die „San Antonio“ bei der Evakuierung der britischen Truppen aus Dünkirchen und auch das überstand man wiederum gut.
1947 ging das Schiff an einen schwedischen Eigner und bekam einen neuen Namen. Darüber hinaus beging der neue Kapitän einen unglaublichen Frevel: Er verramschte die Figur des Heiligen Antonio in London an einen Antiquitätenhändler! Das hätte er lieber bleiben lassen, denn nur kurze Zeit später geriet das Schiff vor Kopenhagen in allerschwerste Seenot! Das überkommende Wasser gefror sofort, der Kahn wurde immer kopflastiger, bis er schließlich kenterte! Man hatte jedoch Holz geladen, und das war die Rettung. Der Auftrieb der Ladung bewahrte das Schiff vor dem Schlimmsten. Auf seiner nächsten Reise kaufte der Kapitän die Heiligenfigur zurück – und seitdem ist dem Schiff nichts Schlimmes mehr passiert! Und ich möchte wetten, dass der Heilige auch seine Hand bei dem im Spiel hatte, was nun in den Folgejahren passierte: Seit 1982 liegt das Schiff in Elsfleth. Horst Werner Janssen hatte es als Ausbildungsschiff für den maritimen Nachwuchs hierherholen lassen. In Anlehnung an das erste Segelschulschiff, das hier seit 1901 vor Anker gelegen hatte, wurde es „Großherzogin Elisabeth“ getauft. Auf diese Weise bekam die stolze Segelschulschifftradition in Elsfleth wieder ganz neuen Wind in den Segeln.